LOU Reed Berlin Tempodrom SoniC YOUth Berlin Columbiahalle


When we were kings… Zwei Generationen von New Yorker Künstlern spielen zentrale Werke ihrer Karriere.

Als es 1973 erschien, wurde LouReeds Berlin von der Kritik reserviert aufgenommen, was uns Schreiberlingen lebenslange Verachtung vom beleidigten Lou einbrockte. Das ambitionierte Rock-Melodram mit aufwändigen Orchester-Arrangements würde heute wahrscheinlich als reifes Alterswerk gefeiert werden-direkt nach dem losgelösten transformer wares ein Spielverderber. Die Aufführung in voller Länge jetzt, 34jahre danach, wirkt wie ein später Befreiungsschlag Reeds, der rhit stolzgeschwellter Brust und eckigen Bewegungen seine Big Band anführt. Diese rockt leidenschaftlich, in der Rhythmik etwas zu Stadionhaft, doch insgesamtfein abgestimmt. Der Chor der zwölf Londoner Engel ganz links hat wenige, aber bezaubernde Einsätze. Die Bläser und Streicher rechts kleistern ordentlich los, wenn’s die Dramatu rgie erfordert. Star des Abends ist Steve Hunter, einziger Veteran des hochkarätigen Studio-Line-Ups. Er liefert sich mit Reed extrem groovende Citarrenduelle, feines, subtiles Virtuosentum. Diebegleitenden Filme vonjulian Schnabel visuaiisieren die Texte leider weitgehend eins zu eins, da hatte man mehr erwartet. Lou setzt hier und da ein Tremolo zu viel, reitet ansonsten souverän am Rand des Grand-Kitsch-Canyon. „Sad Song“ klingt zum Finale noch tausendfach dekadenter als aus der Dose. „Sweet Jane“ läutet die Zugaben ein, „SatelliteOf Love“gerät abgespaced, ein Saxophon wieValium on the Rocks geleitet uns durch „Walkon the Wild Side“ und hinaus.

Tags drauf nndetdieDekonstruktion des Geschichten-Rocks Reed scher Prägung statt. Sonic YouthsDAVDREAM Nation von 1988 liefert die Quintessenz der Sonic-Youth-Idee: Fragmentarisch und kubistisch in Musik und Texten, Songs aus dem futuristischen Babylon, mäandernd und sägend durch Betonschluchten und menschliche Nervenbahnen. Ein konzeptloses Konzeptalbum, das hier komplett aufgeführt wird. Die Band wirkt hochkonzentriert und angespannt, ebenso das Publikum. Am Ende von „Teenage Riot“ kreuzen Ranaldo und Moore grinsend ihre Gitarren wie sonst nur Manowar. Spätestens ab „The Sprawl“ lässt man sich treiben von Kim Gordons Gesang und auf der Welle, die^die Band vorsieh her schiebt. Eine Lanze sei gebrochen für Drummer Steve Shelley, der immer genau das spielt, was der Moment erfordert. Wie er „Eric’s Trip“ vorantreibt, wird mich noch lange verfolgen. Der Sound ist exzellent, man schwebtdurch endlose Weiten. Die vierte Album-Seite wird zum wohlig schaurigen Fiebertraum, Vergangenheit,Gegenwart und Zukunft verschmelzen., ,lt’s an anthem in a uaeuum on a hyperStation, daydreaming doys in o daydream nation.“ Der brutale Kehraus von „Eliminatorjr“ beendet die Gala. Die Zugaben, fast allesamt vom aktuellen Album rather ripped, spielt die Band gelöst, auch das Publikum wirkt wie befreit. Aber Meilensteine klingen anders. Florian fricke >»www.loureed.org; www.sonicyouth.com