Manic Street Preachers


München, Georg-Elser-HalleMünchen, Georg-Elser-Halle

Sollte es das wirklich gewesen sein? Die drei Waliser gestalten aus ihrer Abschiedstour eine Best-Of-Revue. Die Manie Street Preachers machen es sich und anderen nicht eben leicht. Jahrelang stemmen sich die drei poetisch wie politisch engagierten Waliser gegen den kommerziellen Ausverkauf, und dann kommen ausgerechnet sie mit einem Best of-Album und – schlimmer geht’s immer – einer Greatest Hits-Tour daher. Schluck. Entsprechend sorgenvoll richtet sich der Blick der nicht unmäßig vielen Konzertbesucher gen Bühne. Und die erblicken erstmal hippe Krawatten und spreizbeiniges Gitarrengepose von The … Readymade aus Wiesbaden, die als Special Guest so dermaßen schweinsrocken, dass man James Dean Bradfield, Sean Moore und Nicky „fashion victim“

Wire (an diesem Abend mit Leopardenimitatfellkäppi, kiloweise Eyeliner & Federboatrikolore) nicht wirklich herbeisehnt. Aber freundlicherweise können die Manics sich und andere auch immer wieder überraschen. „Tsunami“, „You Stole The Sun From My Heart“, „Everlasting“, „If You Tolerate This…“ und andere Hits neueren Datums dümpeln trügerisch vor sich hin, da knurrt Sänger James Bradfield plötzlich „This was our first Top Ten Hit and we fuckin‘ hate it.“ Was? Wie jetzt? Und während man noch versucht, das soeben Gehörte zu kapieren, knallt einem „Suicide Is Painless“ brutal um die blutenden Ohren. Wann hat es das bitte zuletzt live gegeben? Dieses schmerzhaft-schöne, seither schmerzlich vermisste Songjuwel aus der Richey-Edwards-Ära. Mit so viel beißender, wild um sich schlagender Wut, der Wahnsinn, danke. Und spätestens nach „Faster“, „Stay Beautiful“, „Roses In The Hospital“, „Little Baby Nothing“ plus viel kribbeliger Gänsehaut und verzücktem Gezappel verzeiht man den Manie Street Preachers so ziemlich alles, selbst diesen „Forever Delayed“-Best of-Scheiß. „Eins, sweiiii, drei, viiiier, you Love Us. You love us, you tove us“, brüllt Nicky Wire (ironisches Grinsen im Gesicht) und springt mit seinen fast zwei Metern Körpergröße furchtlos der Deckenbeleuchtung entgegen. Jaaaa doch, wir lieben euch. Nein, wir hassen euch. Okay, wir lieben euch.