Marlon Brandos Rückkehr


Wer nur einen guten Film drehen will, der hat in Hollywood reichlich Auswahl an Schauspielern. Wer gute Publicity für seinen Film will, dem bleibt nur eine Handvoll Namen. Einer davon ist Marion Brando. In: "Weiße Zeit der Dürre".

Als vor rund zehn Jahren der erste „Superman“ vorbereitet wurde, war das anfangs nichts weiter als ein Comic-Filmchen. Kinofutter für die Kids. Dann landeten die Produzenten einen Coup, der alles veränderte. Als ersten Schauspieler nahmen sie Marlon Brando unter Vertrag und plötzlich redeten alle über den Film. Ob es die vielen Millionen Dollar Gage waren, die für Schlagzeilen sorgten oder einfach die Botschaft, daß „die Legende“, „der Schwierige“, „der Wählerische“ eine neue Rolle angenommen hatte – Marlon Brando machte den Film zum Thema und entwickelte sich so für die „Superman“-Produzenten zu einem wahren Supermann. Daß Brando als Supermans Vater dann nur wenige Augenblicke im Film auftauchte, darüber konnten sich später die Kritiker ärgern.

Neun Jahre und einen nicht weiter in Erinnerung gebliebenen Film („Die Formel“) später, vollbringt der Name Brando dasselbe Kunststück wieder. „Marlon Brando war der erste, den wir besetzten, das half uns enorm“, erinnert sich Produzentin Paula Weinstein. Vor allem brachte es den Film in die Presse. „Weiße Zeit der Dürre“ ist „der Film mit Brando“. Sein erster nach der langen Pause. Braucht er Geld? Kann er’s noch? Wie fett ist er? Wie war er bei den Dreharbeiten?

Das Drehbuch war es, was Brando begeisterte und seine lange Leinwand-Abstinenz unterbrach. Er willigte ein, ohne Gage mitzuspielen (wenngleich ihm die Gewerkschaft der Schauspieler später 4000 Dollar Minimum-Gehalt aufzwang). Einzige Bedingung: Brandos Szenen mußten in London und nicht am Haupt-Drehort Zimbabwe abgelichtet werden. Doch das schmälert seinen Auftritt kein Stück – Marlon sieht gigantisch aus, wie König Farouk, nachdem er Orson Welles verschluckt hat. Und sein Kurzauftritt als britischer Rechtsanwalt elektrifiziert „Die weiße Zeit der Dürre“ für wenige Augenblicke, bevor der Film erneut in der Steifheit ehrlicher Ambitionen erfriert.

„Weiße Zeit der Dürre“ ist ein Film über Südafrika. Einer, der die Schande Apartheid über das Schicksal einzelner Personen vermittelt. Donald Sutherland spielt einen Lehrer. Einer seiner schwarzen Schüler wird gemeinsam mit seinem Vater Opfer der Unruhen in Soweto 1976. Beide bezahlen ihren Protest gegen Unterdrückung durch die weißen Diktatoren mit dem Leben.

Der Film wurde nicht nur von einer Frau produziert, auch die Regie führte eine Frau. Das allein ist schon selten genug in Hollywood. Regisseurin Euzhan Palcy hat aber noch ein weiteres Merkmal, das sonst ihre Kolleginnen und Kollegen von den Top-Jobs im amerikanischen Filmgeschäft fernhält: Palcy ist eine Schwarze, geboren in Martinique. Laut Presseinformation von Metro Goldwyn Mayer ist sie die erste schwarze Frau, die es zur Spitze in Hollywood schaffte.

Eigentlich sind die Regisseurin, ihr Thema und ihr Film bemerkenswert genug. Reden werden alle über jemand anderen. Sein Name steht zwar erst an sechster Stelle in der Besetzungsliste, nach Susan Sarandon und nach Jürgen Prochnow als kaltblütigem „Captain Stolz“ von der Spezialeinheit. Trotzdem wird „Eine weiße Zeit der Dürre“ der Film mit Marlon Brando bleiben.