Massive Attacken


Tricky spricht Klartext und schimpft über Bristol, Trip- Hop und ehemalige Kollegen.

Adrian Thaws ist verrückt. Weiß jeder, der jemals eine Platte von Tricky gehört hat. Konkret sieht das so aus: Im Hotelzimmer läuft BBC World, ohne Ton, die Koffer liegen auf dem Doppelbett, daneben ein abgegriffen es Taschenbuch: „Disgrace“ von J.M. Coetzee. In einer abgedunkelten Ecke hockt Tricky im Lichtschein einer Stehlampe und verarbeitet wie am Fließband duftendes Gras zu noch duftenderen Joints. „Aber ich möchte nicht darüber sprechen „, sagt er nicht ohne Lakonie, nachdem er zuvor lang und breit über seine Gewohnheiten und Ansichten geredet hat; dass er seiner englischen Heimat Bristol keine Träne nachweine, diesem „Mistnest“, und dass seine Ex-Kollegen von Massive Attack „Kinder des Wohlstands“ seien; dass er sich in seiner Wahlheimat Los Angeles inzwischen wohler fühle als in New York, das „immer hipper und paranoider wird“; dass er das Etikett „TripHop“, das er immerhin miterfunden haben soll, noch nie gemocht habe: „TripHop ist nur eine Schublade, um traurigen Weißen lahmarschigen Hip-Hop zu verkaufen.“ Ansonsten beantwortet er fröhlich auch die dümmsten Fragen: „Wie ich zu meinem Künstlernamen komme? Tricky Kid haben sie mich in der Schulzeit genannt, weil ich immer ausgebüchst bin, mich weggeduckt habe.“ Ein goldenes Händchen hat er mal wieder bei der eigenwilligen Auswahl seiner Vokal-Partnerin bewiesen: Auf dem neuen Longplayer Vulnerable sekundiert dem passionierten Krächzer eine bis dato völlig unbekannte italienische Chanteuse namens Constanze Francavilla. Die junge Dame hatte Tricky nach einem Konzert in Rom ein Demo zukommen lassen, „drei Wochen später habe ich sie nach London für die Aufnahmen eingeladen „. hustet er vergnügt. Mit Björk, Alison Moyet, Neneh Cherry oder Alanis Morissette hat er schon gearbeitet. Große Namen braucht er nicht mehr – er hat längst selbst einen: „Ich wollte zurück zum Pop, wollte immer, dass sie im Radio meine Lieder spielen „, sagt er, schickt ein paar Rauchkringel durch den Raum und grinst: „Das ist mir gelungen.“ Es fällt schwer, ihm da zu widersprechen. Obwohl er verrückt ist. Vielleicht sogar deswegen, www.hollvwoodrecords.go.com/trickv/