Interview

Maximilian Brückner im „Hindafing“-Interview: „Eine Szene wird erst richtig böse, wenn der Schmerz beginnt“


So niederträchtig wie in der bayrischen Satire „Hindafing“ sah man ihn noch nie: Schauspieler Maximilian Brückner im Gespräch über seine „Tatort“-Vergangenheit, korrupte Politiker, die positiven Seiten des Klimawandels, seine Familie und das Geheimnis guter Serien.

Das Problem von „Hindafing“ ist nicht die Serie selbst, sondern ihre Vermarktung. Sie steht nicht mit einem Knall auf einem großen Streamingdienst. Die neue Staffel wird zuerst auf Arte gezeigt, dann im BR-Programm, dazwischen landet sie bereits in der ARD-Mediathek. Ärgert dich das?

Ich bin froh, dass der BR den Mut hatte, diese Serie zu machen. Ich habe 2018 den Bayrischen Fernsehpreis für meine Rolle in „Hindafing“ bekommen. Man kann über Bayern oder Deutschland denken, was man will, aber hey: Wir leben in einem Land, in dem man so eine Serie zeigen darf. In der Türkei wärst du dafür unter Folter zur Todesstrafe verurteilt worden. Bei allen existieren Gräben freue ich mich also sehr, Teil von so einem Projekt sein zu können. Und dass man dafür sogar eine Auszeichnung kriegt. Vielleicht hat das Sendechaos aber auch einen anderen Vorteil: „Hindafing“ ist und bleibt ein Insidertipp, der von hinten kommt. Wenn du bei Netflix den ersten großen Knall nicht überlebst, bist du schnell wieder weg. So ein „Bäm“ wäre mir trotzdem lieber, aber das ist nicht meine Suppe.

Dank „Hindafing“ hat sich auch der Ruf deutscher Serien verbessert. Früher hieß es immer, dass Deutschland Serien wie „Sopranos“, „Breaking Bad“ und Co. nicht mal ansatzweise hinbekäme. Mittlerweile gibt es immerhin „4 Blocks“, „Dark“ oder „Skylines“. Woran liegt’s?

Wir kriegen doch nur das Gute aus den USA herüber zu uns. Da werden auch zu 80 Prozent Serien gedreht, die hier kein Mensch sieht, das muss man auch mal bedenken. Bei uns gibt es wenig Geld. Von den damit gemachten Serien werden natürlich einige scheitern. Ich wäre aber vorsichtig damit, dem Amerikanismus nachzueifern. Man muss seine eigene Farbe behalten. Das schaffen viele deutsche Serien sehr gut. Ich fand zum Beispiel auch „Das Boot“ super.

Der Grund dafür, dass deutsche Produktionen besser werden, liegt also nicht darin, dass die Macher kreativer geworden sind, sondern dass sie mehr Freiraum und mehr Geld kriegen? 

Ja, das glaube ich auch. Und ein Vertrauen, nicht immer in diesen alten Schemen zu drehen. Ich sagte es bereits: Einfach mal eine Szene oder eine ganze Folge stehen lassen. Einfach nur, weil sie genial anzuschauen ist.

Zum Fremdschämen empfehle ich übrigens auch „jerks.“.

Habe ich bisher noch nicht gesehen.

Die zweite Staffel „Hindafing“ (sechs Folgen) wird wie folgt ausgestrahlt:

  • BR Fernsehen ab 26. November immer dienstags in Doppelfolgen ab 20:15 Uhr. Zusätzlich wird ab dem 28. November 2019 immer donnerstags um 22.45 Uhr eine Folge wiederholt.
  • In der BR-Mediathek sind alle Folgen der zweiten Staffel bereits vom 19. November 2019 an zu sehen.
  • Auf Arte werden 2 x 3 Folgen am 7. November und am 14. November (donnerstags) ausgestrahlt. In der dortigen Mediathek sind die neuen Folgen schon seit dem 1. November 2019 zu finden.
  • Die erste Staffel „Hindafing“ ist u.a. auf Netflix im Stream verfügbar.