Review

„Mein Bester und Ich“: Deshalb ist das „Ziemlich beste Freunde“-Remake so schlecht


Das bereits jetzt schon unbeliebte US-Remake der französischen Komödie startet in den deutschen Kinos. Wir sagen Euch, warum Ihr einen weiten Bogen um den Film machen solltet.

Europäische Filme haben in den USA seit jeher einen schweren Stand. Das Publikum hat keine Lust auf Untertitel, dazu gibt der eigene Markt sowieso genug Geschichten her. Wenn allerdings einflussreiche US-Produzenten auf einen europäischen Erfolg stoßen, kommt es manchmal zu Remakes der bereits vorhandenen Geschichte.

In den USA ging das Remake auf Platz 1

Besonders bekannt sind da zum Beispiel David Finchers Neuauflage von „Verblendung“ und das Remake vom deutschen Erfolg „Toni Erdmann“, das eigentlich mit Jack Nicholson in den Kinos starten sollte, bis dieser allerdings absprang und das Projekt damit zum stillstand brachte. Zunächst hat sich ein US-Studio aber die Rechte an „Ziemlich beste Freunde“ geschnappt.

Das Remake startet am Donnerstag unter dem Titel „Mein Bester & Ich“ in den deutschen Kinos. Der Untertitel „Das ziemlich beste Remake aller Zeiten“ ist dabei natürlich eine Verzweiflungstat des Verleihs, die Gegenliebe für den Film mit Kevin Hart und Bryan Cranston war schon vor den ersten Kritiken gering. Hand aufs Herz: In Deutschland braucht kein Mensch ein neues „Ziemlich beste Freunde“, in Frankreich erst recht nicht.

Erstaunlich ist allerdings, dass „Mein Bester & Ich“ auch in den USA trotz viel Starpower und der eigentlich universellen Story über einen reichen Gelähmten und seinen Pfleger schlechte Kritiken und wenig Liebe vom Publikum bekam. Zwar rutschte der Film auf Platz 1 der Kinocharts, aber in einer der schwächsten Kinowochen des laufenden Jahres – und Kevin Hart bringt relativ zuverlässig sein Publikum mit.

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Wir versuchen uns an der Analyse des unnötigen Remakes und sagen Euch, warum das Remake von „Ziemlich beste Freunde“ so krachend gescheitert ist:

Die Darsteller

Die Screentime in der Neuauflage ist noch klarer verteilt als im französischen Original. Kevin Hart übernimmt als Pfleger Dell die Hauptrolle, Bryan Cranston spielt den pflegebedürftigen und zynischen Phillip. Hier beginnt das Problem: Cranston ist der deutlich bessere Schauspieler, wird aber vom Drehbuch ausgebootet und verliert im Film sichtbar die Lust an seiner Rolle. Kevin Hart müht sich derweil eine seriöse Performance ab, ist aber in seinen Fähigkeiten limitiert. Dem Instagram-Poser nimmt man keinen verarmten Mann in New York ab, da kann er seine Mütze noch so schräg aufsetzen. Ebenfalls dabei: Nicole Kidman, die erst als Lustobjekt und später als Love Interest herhalten muss.

Improvisation

Nicole Kidman in „Mein Bester & Ich“.

Neil Burger hat 2011 den ziemlich guten „Ohne Limit“ gedreht, danach aber den Faden in Hollywood verloren. Die von dem Regisseur inszenierte „Die Bestimmung“-Reihe ging nach zwei Filmen an den Kassen unter, aktuell ist er ein Mann für Auftragsarbeiten. Und einer, der sich nicht gegen seine Stars durchsetzen kann. Man merkt das bei „Mein Bester & Ich“ am nicht funktionierenden Humor, der sichtbar auf Impro-Dialogen basiert. An vielen Stellen scheinen Hart, Kidman und Cranston zu improvisieren, was aber leider nur ganz selten in Pointen mündet. Man spürt förmlich, wie Regisseur Burger es nicht übers Herz gebracht hat, seinen Stars einen weiteren Versuch, einen weiteren Take zu verordnen und die Szenen einfach nur hinter sich bringen wollte. Aus einem ähnlichen Grund ist übrigens auch das „Ghostbusters“-Remake gescheitert, nicht jeder Film eignet sich für Impro-Comedy. Und sollten wir uns komplett irren, die Dialoge wirklich alle so im Drehbuch gestanden haben – dann wäre es ja sogar noch schlimmer.

Verachtung für Verlierer

In „Ziemlich beste Freunde“ wurde der Pfleger Driss von Omar Sy gespielt. Der Schauspieler verlieh dem in ein schwieriges Leben hineingeborenen und in prekären Umständen wandelnden Mann eine gewisse Würde. Driss war smart und charmant, seine neuen Aufgaben verrichtete er nach sehr wenig Eingewöhnungszeit anständig und mit Respekt vor dem behinderten Philippe.

Driss wird im US-Remake nun zu Dell. Und der ist nicht nur arm, sondern für die Macher dadurch auch automatisch dumm, ein Sexist, obendrein auch ein beschissener Vater. Dadurch kann man den Pfleger auch im Verlauf des Films nicht mehr mögen, weil das Drehbuch es den Zuschauern quasi befiehlt, ohne selbst darauf hingearbeitet zu haben. „Mein Bester & Ich“ zeigt viel Verachtung für seine wichtigste Figur und die gesellschaftlichen Verlierer, die er repräsentiert.

Inkonsequenz

Im Kern ist „Mein Bester & Ich“ ein ziemlich exaktes Remake des Originals. Die wichtigsten Szenen finden in ähnlicher Reihenfolge zu einem ähnlichen Zeitpunkt statt. So beginnt der Film mit der Verfolgungsjagd mit der Polizei, springt später wieder dahin zurück – und dann geht es ans Paragliding. Die Struktur zu übernehmen ist bei einem Remake natürlich keine schlechte Idee, bei den neuen Ideen sind die Macher von „Mein Bester & Ich“ aber nicht immer richtig abgebogen. Das von Kevin Hart im Film gegründete Unternehmen für Rollstuhl-Reparaturen kommt wie aus dem Nichts, auch die neuen Handlungsstränge um Nicole Kidmans Figur und die Brieffreundin von Phillip wollen nicht wirklich zu den Szenen passen, die aus dem Original übernommen wurden.

Der Trost dieser unglücklichen Adaption ist allerdings, dass das französische Original nun noch heller glänzt als ohnehin schon. Nur sollte man sich „Mein Bester & Ich“ nicht umschauen, um sich davon zu überzeugen.

Constantin