MGMT Köln, Luxor


Verspielt und versponnen wie ein Kurzurlaub auf der psychedelischen Rolltreppe: Andrew VanWyngarden und Ben Goldwasser lassen es blubbern.

Bei einem Casting für eine Doors-Revival-Band könnten sich die Typen berechtigte Hoffnungen machen. Okay, Ben Goldwasser hat sein Gesichtshaar rasierreduziert, aber Andrew VanWyngarden, horrido! Obwohl zu dem Zeitpunkt allenfalls ein Glitzern in den Augen seiner Eltern, leben in dem Sänger des Duos aus Brooklyn die späten 6oer und frühen 70er: Tuch um die Stirn, Hippie-Look. Und auch die drei Herren, die das Bandgefüge von MGMT erweitern, sehen aus wie Drogenfahnder, die sich in „unauffällige“ Schale geworfen haben und kurz davorstehen, einen beruflichen Erfolg zu feiern: Die versteckte Plantage mit den illegalen Pflanzen ist entdeckt; jetzt geht es nur noch darum, das berauschende Grünzeug abzumähen. Was MGMT im übertragenen Sinn dann auch machen. Ihr Debütalbum oracular spectacular ist eine poppsychedelische Wucht, die gleichermaßen randvoll ist mit schönem Unsinn und hochgradig komplexen Songs, und die Soundtapete, die MGMT live kleben, gerät vorzüglich. Voller kindlicher Spielfreude und kraftstrotzender Naivität sind die Songs und klingen zugleich, als ob sie von Erwachsenen zwecks Qualitätssicherung noch mal durchstrukturiert wurden. Smarties-Pop, glammige Verrücktheiten und psychedelische Tagesausflüge in den Gemüsegarten des Folk haben MGMT im Live-Programm, und die Referenzliste, die sie dabei so konzentriert wie kontrolliert abfackeln, ist lang. Herrlich anzuhören etwa, wie die quietschende Synthie-Line in „Time To Pretend“, die einen an 8oer-Pop und kurz vor dem Platzen befindliche Bazooka-kaugummiblasen denken lässt, mit Van Wyngardens berückender Falsett-Stimme familiär wird; gekonnt versponnen, wie MGMT in „4th Dimensional Transition“ einen Kurzurlaub auf der psychedelischen Rolltreppe verbringen. Ihr psychedelisches Kleidchen halten sie straff und faltenfrei, engelsgleich klingt VanWyngarden beim betörenden „Weekend Wars“. Und als zweite Zugabe kommt die Nummer, die garantiert jede Groß-Kirmes veredelt: Der dumpfstampfende Elektro-Pop von „Kids“ wird mit Musik vom Band serviert, am Karaoke-Mikrofon ist irgendwann nur noch Ben Goldwasser. Van Wyngarden liegt wahrscheinlich längst träumend im Gras,

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