Mighty Oaks: „Irgendwann hast du keinen Bock mehr und willst die Menschen spüren“


30 Shows diesen Sommer, nach einem Jahr der Dürre: Mighty Oaks haben anlässlich #SEATsoundsLIVE x Musikexpress im Interview über Emotionen und Alleinsein, neue Lieder und das Touren gesprochen.

Ian Hooper, Claudio Donzelli und Craig Saunders: Erst vergangene Woche erlebten wir Mighty Oaks im Konzert für #SEATsoundsLIVE x Musikexpress. Wer nicht schon via Livestream dabei war, kann die Show mit Songs wie „Storm“ und „Mexico“ via YouTube nachschauen. Das in Berlin ansässige, internationale Trio hat uns direkt vor der Live-Show erzählt, wie sich das gemeinsame Touren nach Corona anfühlte, warum sie trotzdem gerne alleine unterwegs sind und was Billie Eilish und Rihanna mit den dreien zu tun haben.

Ihr habt mehr als 30 Shows dieses Jahr gespielt und seid den ganzen Sommer getourt. Wie hat sich das nach dem Corona-Jahr 2020 angefühlt? 

Craig: Unglaublich. Die Shows waren sehr unterschiedlich.

Ian: Unterschiedlich vor allem deshalb, weil jede Stadt unterschiedliche Gesundheitskonzepte hatte. Selbst innerhalb Deutschlands ist es von Stadt zu Stadt unterschiedlich, wie die Leute sich verhalten, was sie machen dürfen. Ob stehen oder sitzen, mit Tischen, ohne Tische. In der Schweiz spielten wir auf dem „Zermatt Unplugged“-Festival vor 10.000 Leuten.

Youtube Placeholder
An dieser Stelle findest du Inhalte aus Youtube
Um mit Inhalten aus Sozialen Netzwerken zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir deine Zustimmung.

Alles fast komplett normal. Im österreichischen Feldkirch mit fast 2.000 Leuten ohne Maske, ohne Abstand. In Prag spielten wir eine Show in einem Club, ausverkauft, niedrige Decke, alle voll verschwitzt. Da kriegst du das Gefühl, dass die Welt wieder normal ist.

Claudio: Und dass wir wieder das machen, was wir gerne machen.

Ian: In manch anderen Städten mit sehr strengen Regulierungen war es durchwachsen; da hatte man teilweise eher das Gefühl, man stört die Leute beim Essen – es war also alles dabei dieses Jahr.

Craig: Für uns war’s einfach schön, wieder zusammen unterwegs zu sein, wieder Shows zu spielen.

Ian: Und die Nähe zum Publikum zu haben, Energie, die übersprudelt. Aber schon nach zehn oder 15 Shows merkst du: Okay, wir sind wieder dabei, es ist eine Tour. Etwas, das wir kennen.

Stellt sich also direkt wieder Routine ein? 

Ian: Ja. Es ist wie Fahrradfahren.

Wie würdet ihr euer Publikum auf den Shows beschreiben? Anders als früher?

Ian: Man merkt, sie sind hungrig nach Live-Musik. Sie haben die Dürre satt. Wenn die Leute dürfen, geben sie richtig Gas.

Schon Pläne für die kommenden Monate ohne das Touren? Eure MEXICO-Live-Tour beginnt ja erst im März 2022. 

Ian: Wir arbeiten gerade an sehr vielen neuen Liedern und werden unglaublich viel zu tun haben. Das ist wie Yin und Yang des Musikerseins – zwischen Touring und Studio. Erst verbringst du viel Zeit zu Hause, viel Zeit im Studio, am Schreiben, Kreieren und Aufnehmen. Und irgendwann hast du dann auch keinen Bock mehr drauf, willst deine Lieder auf die Bühne bringen, live spielen, die Menschen spüren. Nach 30 Shows im Sommer hast du wieder Bock auf Zuhause und darauf, Lieder zu schreiben. Gesunde Abwechslung.

Braucht ihr manchmal auch Abstand voneinander? 

Claudio: Uns ist wichtig, sehr viel Raum für uns zu schaffen. Deshalb gehen wir zum Beispiel auf Tour getrennt joggen, lesen alleine, essen alleine in einem Restaurant, spazieren alleine in die Wälder. Wir haben gelernt, dass Abwechslung sehr gesund und wichtig ist; damit man sich wieder was zu erzählen hat, abends vor dem Konzert. Und wenn man, wie wir, Familie zu Hause hat, sind Momente alleine sowieso selten und kostbar.

Habt ihr ein Ritual, bevor ihr eine Bühne betretet?

Ian: Jetzt nicht mehr so wirklich. Lange Zeit haben wir laut Mukke gehört und Whiskey getrunken; das tun wir auch immer noch, aber das sind keine Rituale mehr. Wir wärmen uns jetzt eher auf, machen Gesangsübungen, dehnen uns. Wir sind gerne körperlich aktiv, damit wir nicht mit plus sieben Kilo nach Hause kommen, oder mit irgendwelchen Entzugsproblemen.

Rock’n’Roll war also früher, jetzt nicht mehr? 

Ian: (lacht) Wir haben vier Stunden Rock’n’Roll am Tag, das reicht. Wenn man lange auf Tour ist, ist man tagsüber im Standby-Modus. Man schläft schlecht und wenig, ist ständig unterwegs, lebt aus dem Koffer. Das macht Spaß und ist ein schönes Leben, aber auf Dauer ist es auch sauanstrengend. Erst eine Stunde vor der Show fahren wir uns wieder hoch, sammeln Energie und schmeißen sie auf die Bühne für die Leute. Nach der Show kommt das meiste Adrenalin, das Hoch – nicht mehr davor.

Spürt ihr bei manchen eurer neuen Lieder bereits eine starke Resonanz im Publikum? 

Ian: Vor allem bei „Mexico“, im Sommer. Da sind die Leute aufgestanden, sind motiviert, tanzen mit.

Youtube Placeholder
An dieser Stelle findest du Inhalte aus Youtube
Um mit Inhalten aus Sozialen Netzwerken zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir deine Zustimmung.

Viele eurer Lieder machen aber auch nachdenklich, besonnen. 

Ian: Konzerte sind eine Reise bei uns. Wir haben sehr viele melancholische und nachdenkliche Lieder, ruhige, sphärische, rockigere – wir gestalten Konzerte wie eine kleine Reise durch die Emotionen.

Auf welches Lied freut ihr euch selbst am meisten, wenn ihr live auftretet? 

Claudio: Bei der letzten Tour war es für mich „By Your Side“. Da hab ich mich drauf gefreut, das zu spielen.

Ian: Ich mag „Bad Blood“ sehr gerne. Da hab ich auch mal Zeit rauszugucken zu den Menschen, singe weniger.

Ian, du hast dieses Jahr bei „Sing meinen Song“ mitgemacht. Habt ihr drei jemanden im Kopf, der oder die mal einen euer Songs singen sollte?

Ian: Eddie Vedder wäre geil.

Claudio: Bob Marley. Ich würde sehr gerne mal eine Reggae-Version unserer Songs hören.

Craig: Eddie Vedder, wäre ich dabei. Eine Rock-Variante fänd‘ ich auch geil. Aber Reggae genauso – oder Billie Eilish.

Ian: Billie Eilish, das wäre echt top. Vor allem stilistisch, das könnte gut passen. Hätte aber auch nix gegen Justin Bieber, Rihanna oder Ed Sheeran, das wäre spannend (lacht).

Spotify Placeholder
An dieser Stelle findest du Inhalte aus Spotify
Um mit Inhalten aus Sozialen Netzwerken zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir deine Zustimmung.

#SEATSOUNDSLIVE X MUSIKEXPRESS

Die neue Streaming-Reihe #SEATsoundsLIVE x MUSIKEXPRESS bringt sommerliches Konzertfeeling ins Wohnzimmer. Bei #SEATsoundsLIVE x MUSIKEXPRESS spielen Künstler*innen ganz besondere und intime Shows — im Tonstudio oder anderen persönlichen, ungewöhnlichen und speziellen Orten. Neben Performances haben Fans auch die Möglichkeit, den Musiker*innen in einem Livechat Fragen zu stellen. Alle vergangenen Konzerte kann man noch einmal auf dem YouTube-Channel von #SEATsoundsLIVE erleben. Mehr Informationen finden sich auf Musikexpress.de/seatsoundslive.

Samira Frauwallner