Der kleine Bruder eines berühmten Mannes zu sein, ist nicht immer von Vorteil und schon gar nicht im Pop-Business. Die Erfahrung musste auch Mike McGear schon früh machen, und deshalb trat er von Anfang an nicht unter seinem Familiennamen auf, obwohl der immerhin „McCartney“ lautet. Mike ist Paul McCartney’s jüngerer Bruder, 18 Monate unterscheiden die Geschwister. Mike ist musikalisch kein Anfänger: Vor ein paar Jahren führte er die „Scaffold“, eine Gruppe, die mit „Thank U very much“ und „Lily the pink“ zwei Riesenhits landen konnte. Danach wurde es still um „Scaffold“ und Mike McGear, bis er vor kurzem mit einer brandneuen Solo-LP überraschte. Beim Anhören kommt man aus dem Staunen nicht heraus: Da ist nichts von Scaffold-Marschrhythmus zu hören, das ist Rock, mal hart und schnell, mal etwas softer. Etwas logischer erscheint das, wenn man sich die Liste der beteiligten Musiker durchliest: Da finden wir Mike’s Freunde Denny Laine und Jimmy Mc-Cullogh von den Wings, und natürlich war auch die berühmte Familie wieder mit von der Partie: Paul und Linda McCartney, Paul ist ausserdem der Produzent der LP.

Zusammen mit John Lennon studiert

Mike McGear hat es erstaunlicherweise verstanden, auch ohne den bekannten Familiennamen oder Andeutungen über seinen populären Bruder, seinen Lebensunterhalt mit Popmusik zu verdienen. Er war nicht von Anfang an so musikbesessen wie Bruder Paul, er vernachlässigte Banjo und Schlagzeug, die er von seinem Vater bekommen hatte, er träumte von einer Karriere als bildender Künstler und investierte alle Kraft in die Kunst-Akademie, bis er auf dem Merseyside Alis Festival einer Kunstausstellung, John Gorman und Roger McGough traf, und mit ihnen Scaffold gründete. Als die Beatles auf ihrem Höhepunkt waren, meldeten sich einige Manager, u. a. Brian Epstein, bei Mike, und boten ihm an, ihn genauso „gross“ zu machen wie sie. Doch der lehnte ab und sagte: „Ein Beatle in der Familie ist genug,“ und nannte sich von da an McGear.