Drogen- und Alkoholexzesse hat der Beatle mit dem Faible für Fingerschmuck hinter sich. Heute ist Ringo Starr ein reifer Herr.


Die noble „Orchideen-Suite“ im Hyatt-Hotel in Köln. Hier bittet der bekannteste Schlagzeuger der Wert zur Audienz: Ringo Starr, Ex-Beatle, Ex-Kettenraucher, Ex-Alkoholiker. Dünn wie ein Hering und gesund wie ein Sonnenblumenbrot nimmt er Platz. Ringos Augen bleiben verborgen hinter den Gläsern seiner dunklen Brille. Die sonore Stimme nicht. Es ist genau dieselbe, die vor 30 Jahren „Yellow Submarine“ gesungen hat.

Wie soll Ich Sie nennen? Mr. Starkey, Mr. Starr oder einfach Ringo?

Ringo. Ringo ist mein Name. Jeder nennt mich so. Bis auf meine Kinder.

Und wie nennen die Sie?

Daddy (lacht).

Warum covern Sie auf Ihrer neuen Platte „Vertical Man“/Red.) die erste Beatles-Single „Love Me Do“?

Ich wollte „Love Me Do schon vor Jahren covern, weil es eben die erste Beatles-Single war. Aber ich dachte, daß ich keine Beatles-Nummern aufnehmen könne. Es ist ein Sakrileg, Beatles-Songs zu covern.

Viele tun’n trotzdem

Ja, das stimmt, aber ich dachte, ich kann es nicht. Dann hab‘ ich es doch getan. Denn schließlich war ich ja nun mal ein Beatle, und ich mag den Song.

Hat es auch damit zu tun, daß Sie 1962 für die Aufnahme der Single durch den Studiomusiker Andy White ersetzt wurden?

Sicher. Neulich habe ich den Song live in New York gespielt und ihn so angekündigt: „Das war meine erste Platte, bei der ich nicht dabei war“ (lacht). Heute kann ich darüber lachen, aber damals war ich sehr enttäuscht. George Martin wollte für die Aufnahme einen anderen Schlagzeuger. In der Zwischenzeit hat sich George hundertmal bei mir entschuldigt, (lacht)

Sie sind seit 17 Jahren mit der Schauspielerin Barbara Bach verheiratet. Das ist eine lange Zeit für eine Ehe im Popgeschäft. Was Ist Ihr Rezept?

Das ist ganz einfach: Ich liebe Barbara. Sie ist die einzige Frau, mit der ich zusammen sein will.

Mit „I’m Yours“ haben Sie Ihr dann auch noch eines dar schönsten Liebeslieder dar letzten Zeit gewidmet.

Danke. Jetzt, mit fast 58 Jahren, bin ich erst in der Lage, einen Songtext wie diesen zu schreiben, in dem ich Barbara einfach sage, wie sehr ich sie liebe.

Was treiben Sie so, wann Sie keine Liebeslieder schreiben?

Ich liebe, es Urlaub zu machen. Ich liebe es, nichts zu tun. Und ich kann mir das auch leisten. Ich kann tun und lassen, was ich will. Das ist ein besonderes Privileg.

Wenn Sie früh in den Spiegel sehen, was ist das für ein Gefühl, den berühmtesten Schlagzeuger der Welt zu sehen?

Es ist ein gutes Gefühl. Aber ich stehe nicht auf, schaue in den Spiegel und sage: „Wow, das ist Ringo, der berühmteste Schlagzeuger der Welt!“

Aber manchmal wird Ihnen schon bewußt, daß Sie Ringo sind, d e r Ringo?

Aber ja, meistens, wenn ich im Studio bin oder auf der Bühne stehe. Ich habe eines der zehn bekanntesten Gesichter des Planeten. Der Regisseur Richard Lester hat mir das einmal gesagt. Ich weiß aber nicht, ob das stimmt.

Die Beatles waren berühmt dafür, Kettenraucher zu sein.

Oh ja. Auf jedem Foto aus der Beatles-Ära sieht man mich mit Drink und Zigarette.

Sie sehen heute sehr gesund aus.

Ich trinke seit neuneinhalb Jahren nicht mehr, ich habe seit Januar 1990 keine Zigarette mehr angerührt. Es ist verdammt schwer, mit dem Rauchen aufzuhören. Aber letztlich bin ich zu der Einsicht gekommen, daß mich das Rauchen töten würde. Und da habe ich meine letzte Zigarette ausgedrückt, und das war’s dann.

Wie Ist heute Ihr Verhältnis zu Drogen?

Wenn ich heute sage, nehmt die Finger weg von den Drogen, dann wirke ich wie ein Heuchler. Denn ich habe ja auch die eine oder andere Droge ausprobiert. Ich bin der Meinung, daß alle Drogen legalisiert werden sollten. Dadurch, daß Heroin kriminalisiert wird, haben wir doch keinen einzigen Junkie weniger.

George Harrison findet keine schönen Worte für Bands wie Oasis. Wie ist Ihn Meinung zu den Brüdern Gallagher?

Ich liebe Oasis! Sie sind die besten!

Das meinen Sie doch nicht ernst, oder?

(lacht) Na ja, sie sind schon ganz gut, oder? Noel schreibt wirklich klasse Songs… …die er meistens bei den Beatles abkupfert. Stört sie das nicht?

Nein, das stört mich nicht. Die Beatles haben eine Menge anderer Bands beeinflußt, und eine davon ist Oasis.

Ist mit „Anthology 3“ die Geschichte der Beatles endgültig abgeschlossen?

Es wird immer weiter gehen mit den Beatles.