Muse Berlin, Arena


Hier ist toll, was man bei anderen Bands hassen würde: Die Teignmouthians machen zwei, drei Paradoxa klar.

Beim Betreten der Halle ist man ein bisschen irritiert, wie groß die Band Muse aus dem ländlichen Devon inzwischen geworden ist. Natürlich hatte man von guten Verkäufen des aktuellen Albums BLACK holes and revelattons gehört. Aber im Kopf ist halt immer noch die Erinnerungan jene vermeintlichen Radiohead-Adepten, die früher immer nachmittags um fünf bei den Festivals spielten. Jetzt ist die aufgrund ihrer betonfixierten Viehauktionshallen-Atmosphäre zu recht ungeliebte Berliner Arena mit S.ooo Leuten ausverkauft, ächzt, droht zu kollabieren.

Die Vorband The Noisettes haben wir wegen der langen Schlange und des frühen Beginns verpasst, aus den Bo xen dröhnt bereits der „Bomb Track“: Mit Rage Against The Machine bringen Muse sich und das Publikum traditionell in Stimmung. Viertel nach neun, das Licht geht aus, die Show beginnt wie dieaktuelle Platte: „Take A Bow“ und „Starlight“, direkt hintereinander weg. Zeremonienmeister Matt Bellamy. mit Stehkragen und Schulterklappen, ignoriert zunächst den riesenhaften Flügel, nimmt den kurzen Weg nach vorne – und singt, ach was: brilliert! Nun kann man von diesem Gesang – oder auch ganz allgemein von Muse -, ja halten, was man will. Sie meinetwegen kitschig, verschwurbelt oder pathetisch finden.Bitteschön. Aber wer sich auch nur einmal länger als fünf Minuten mit einem Instrument auseinandergesetzt hat, wird nicht umhinkommen, wenigstens ein bisschen ergriffen und voraJIem beeindruckt zu sein. Wo andere sich live um die hohen Töne drücken, versemmelt Bellamy nicht eine Note, spielt dazu vorzüglich Gitarre und Klavier.

Dass der auf der Bühne wie ein androgyner Derwisch Herumwieselnde privat ein äußerst zurückhaltender Typ ist, merkt man allenfalls an der nahezu vollkommen fehlenden Interaktion mit dem Publikum. Auf der Leinwand ziehen Bilder von glücklichen Kindern vorbei, am Ende werden die obligaten schwarzen Gummiballons ausgeschüttet. In solchen Momenten ist man dankbar, dass Dominic Howards hydraulisch anhebbares Mötley-Criie-eskes Schlagzeugpodest in Berlin wegen der niedrigen Hallendecke Pause hat, findet bei Muse aber irgendwie trotzdem vieles gut, was man bei anderen Bands hassen würde.

Nach 90 atemlosen Minuten erklingt schließlich das computergenerierte Hufgetrappel der aktuellen Single „Knjghts Of Cvdonia“. Dieses irrwitzig-verschachtelte Stück Bastard-Pomp ist ja tatsächlich so eine Art ,.Bohemian Rhapsody“ fürdieiPod-Generation. Und Muse sind jetzt halt einfach mal die neuen Queen.

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