Omaha


Fast jede uninteressante Stadt in den USA hat irgendetwas, das seine Bewohner mit Stolz erfüllt: St. Louis hat einen „Aren“, Denver eine Skyline, und Atlanta hatte zumindest vor knapp zehn Jahren mal eine Olympiade. Omaha aber hat nichts. Keinen Bogen, den man als „Wahrzeichen“ auf allen Fotos abbilden könnte, keine nennenswerten Hochhäuser und abgesehen von dem traurigen Umstand, daß hier die Enola Gay gebaut wurde, aus der später die erste Atombombe abgeworfen wurde nicht mal eine Geschichte. Als Inbegriff einer gesichtslosen amerikanischen Durchschnittsmetropole inspirierte es immerhin die Counting Crows zu dem gleichnamigen Song und die amerikanische Satirezeitung The Onion zu einer ihrer besten Geschichten: „Landmensch aus Nebraska hat Zweifel, ob er das hektische Großstadtleben von Omaha ertragen könnte“, titelte das Blatt einst neben einem Foto des einzigen niedlichen Wolkenkratzers. Gemäß dem Werbeslogan von Nebraska leben die meisten Bewohner der 400.000-Einwohner-Stadt „The Good Life“: Geschäfte schließen am Sonntag, die Menschen lieben Football und Baseball und fahren am Wochenende über den Missouri, um in den schäbigen Casinos im benachbarten Iowa ihr Geld auf den Kopf zu hauen. Omaha ist die Geburtsstadt von Präsident Gerald Ford, Malcom X, Marion Brando und, was uns zur Musikgeschichte bringt, Wynonie Harris, dessen Rhythm-&-Blues-Songs aus den 40er Jahren als direkte Vorform des Rock’n’Roll gelten. Obwohlauch Elliott Smith in Omaha das Licht der Welt erblickte, war die Stadt vor dem Aufstieg des Saddle-Creek-Labels vor allem für ihre Rap-Metal-Band 311 und Chip Davis‘ Elektro/ Klassik-Kitschprojekt Mannheim Steamroller bekannt, dessen Weihnachts-Platten sich 20 Millionen mal verkauft haben.