Operation: Kingdom


Hollywood zieht in den Krieg und legt wenigstens hier das Büßergewand ab.

2007, das Jahr, in dem der Irakkrieg in den Kinos ankam. Endlich. Aber irgendwie auch zu spät, viel zu spät, denn die mehrheitsfähige Entrüstung in all ihrer tristen Ernsthaftigkeit, die aus den wohlintentionierten, sauber gemachten und letztlich nur den bitteren Status Quo nach vier Jahren sinnlosem Krieg widerspiegelnden Saure-Äpfel-Dramen HOME OF THE BRAVE, IN THE VALLEY OF ELAH, VON LÖWEN UND LÄMMERN und RENDITION, ist bestenfalls Bestandsaufnahme. Man braucht keine Lawine von in ausgewaschenen Farben gehaltenen Zweistündern, um zu wissen, dass Amerika nach acht Jahren Bush „fubar“ ist, wie es im US-Militär-Slang so schön heißt: fucked up beyond all repair. Und wer es noch nicht weiß: Krieg ist eine schlimme Sache. Auf Allgemeinplätze, die niemandem weh tun, verlässt sich Operation: Kingdom nicht. Peter Bergs vierte Regiearbeit hat die Finger nicht nur am Puls der Zeit, sondern verpackt ihre für alle Seiten nicht allzu bequemen Ansichten auch noch in einen atemberaubend spannenden, fiebrigen Actionkrimi, der Sam Füllers Maxime, ein Film müsse mit einer Explosion beginnen und sich danach weiter steigern, konsequent anwendet. Hier steht nach einer genialen Anfangssequenz, die anhand der skizzenhaft angerissenen Geschichte der gegenseitigen Abhängigkeit von Saudi Arabien zu den USA die volatile Weltsituation nach 9/11 umreißt, ein gewaltiges Bombenattentat in einer saudischen Army-Siedlung. Und dann legt der Film an Fahrt zu, wenn sich vier FBI-Experten unter Leitung von Jamie Foxx mit Hilfe diplomatischer Winkelzüge mehr oder weniger auf eigene Faust aufmachen, als Fremde in einem fremden Land die Umstände des Anschlags aufzuklären. All das wird geradlinig erzählt, in einem fiebrigen Kamerastil, den andere Kritiker dem Einfluss von Produzent Michael Mann zugeschrieben haben, der aber tatsächlich eine logische Weiterentwicklung der visuellen Gestaltung von Bergs großartigem Football-Film Friday Night Lights darstellt. Clever wird mit Ängsten und allgegenwärtiger Bedrohung gespielt, während Berg gleichzeitig keine Gelegenheit auslässt, Vorurteile auch wieder zu entwerten. Schließlich mündet die Daueranspannung in einen halbstündigen Shootout, der selbst die grandiosen Setpieces von Das Bourne Ultimatum übertrifft. Und in einer mit simplen Mitteln zwingend dargestellten Erkenntnis kulminiert, warum sich die Spirale der Gewalt immer weiterdrehen wird.

Mit Jamie Foxx, Jennifer Garner, Chris Cooper u.a.

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