Paul Simon: Frankfurt, Festhalle


Eines gleich vorweg: Simons „Graceland“-Konzert wurde all den Superlativen gerecht, die schon im Zusammenhang mit seinem (überraschend) zu Hitehren gekommenen, gleichnamigen Album kursierten. Mehr noch: Die Auftritte machten überdeutlich, daß es dem kleinen Großen der amerikanischen Popmusik weder um eine unreflektierte Südafrika-Promotion gehen kann (was ihm dummerweise unterstellt wurde) noch um die Ausbeutung schwarzafrikanischer Musik.

Selbstverständlichkeit war dann auch ein Schlüsselwort) zum „Graceland“-Ereignis. Beachtenswert, mit welcher Natürlichkeit sich Simon in seiner ausschließlich farbigen Gruppe bewegt. Begrüßenswert, mit welcher dezenten Subtilität vermieden wurde, die Live-Umsetzung der Plattenvorgabe in ein grellbuntes, folkloristisches Spektakel Marke „Robinson Club“ abrutschen zu lassen. Ermunternd, mit welcher Selbstverständlichkeit selbst Otto Normalverbraucher (der ansonsten ethnischer Musik eher distanziert gegenübersteht) die Begegnung mit dieser polyrhythmischen Musik zelebrierte und damit den respekt- und würdevollen Tenor von der Bühne ins Auditorium übertrug. Einfach genial, wie Simon als Fixpunkt und (er wird es nicht gerne hören) Protege dieser eigenständigen afrikanischen Szene Mittel und Wege (via Arrangements und Interpretation) hin zu einer Massen-Akzeptanz fand. Aufregend, wie dadurch eine Plattform geschaffen wurde, um spielerisch und ohne aufgesetzte Note auf die politische Situation in Südafrika aufmerksam zu machen. Und bemerkenswert, mit wie viel Liebe und Wärme hier kämpferische Musik ohne unkontrollierte Wut und Aggressivität und selbstzerstörerisches Selbstmitleid vorgestellt wurde.

Die Dramaturgie des über zweieinhalbstündigen Konzertes stimmte – psychologisch und emotional. Zur Einstimmung Ladysmith Black Mambazo. der faszinierendste A capella-Chor, der je auf einer deutschen Bühne zu hören war. Danach nahtlos anschließend gleich die Akkordeon-Tanznummern „The Boy In The Bubble“ und „Gumboots“ und Hugh Masekelas Solo-Spot mit dem funkigen „Nelson Mandela“ und der brasilianischen Ballade „Joke Of Life“ mit ausdrucksstarken Gesängen und Flügelhornsolo. Weitere, zusätzliche Höhepunkte wurden immer wieder in das ohnehin schon grandiose „Graceland“-Programm eingestreut. Joseph Shabalala und sein neunköpfiger Chor wurden nicht nur zusammen mit Paul Simon für das wunderschöne „Homeless“ mit frenetischem Beifall gefeiert. Miriam Makeba, die „Mother Africa“, wurde für den „Soweto Blues“ und ihren Dauerbrenner „Pata Pata“ sowie das Duett „Under African Skies“ bejubelt. Und das Finale mit „The Boxer“ (einziger Simon & Garfunkel-Oldie im Programm), „Amazing Grace“ und der Hymne „God Bless Africa“ schließlich war Gänsehaut pur.