Peter Maffay


Die berüchtigten sieben Brücken in die Herzen seiner Fans muß ihm keiner mehr bauen. Schon vor den Toren der ausverkauften Halle schäumte die Euphorie der vielen tausend Zuschauer über. Da konnte Deutschlands bärbeißiger Cowboy-Rocker aus Tutzing getrost bekennen, ihm sei partout „Kein Weg zu weit“. Doch Jubel verpflichtet: Wer auf seiner Tournee satte 310000 Konzert-Tickets an Mann und Frau bringt, muß über ein dickes Bärenfell verfügen und Hornhaut wie einen Perserteppich unter den Sohlen haben, um das Marathon-Pensum der vielen Konzerte und den Eiertanz um die hohen Erwartungen seines Publikums auch nur halbwegs unbeschadet zu überstehen.

Und so bediente der Sänger und Verlegenheits-Gitarrist seine relativ junge Rock- und Pop-Klientel mit der Präzision eines Chronometers, er begeisterte den Peter in uns allen mit profunden Aussagen wie „Tiefer“ und mit Diagnosen über „Dein Leben“. Damit hatte Peter Maffay sein Imperium jedenfalls gleich wie eine Eins hinter sich. Und in seiner munter musizierenden Band trommelte Curt Cress hinter seiner gigantomanisch wirkenden Schießbude die Beats wie vom Fließband, ohne ihnen auch nur einmal einen Touch von Soul einhauchen zu können, derweil sich George Kochbek alias Georgie Red und Jean Jacques Kravetz auf Piano und Keyboards um Atmosphäre bemühten.

Daß die nie so recht aufkommen wollte, obwohl sich der etatmäßige Gitarrist Frank Diez und sein Gegenüber Andreas Becker auf dem gleichen Instrument dafür den halben Arsch aufgerissen hätten, lag in erster Linie an Maffay. dem allzu verbissen agierenden Bremser der gesamten Show. Dabei wurde durchaus viel gezeigt in dieser Show: vor allem ergreifende moralische Appelle auf den beiden riesigen Video-Screens links und rechts der Bühne, darunter erschütternde Szenen aus den Hungergebieten Äthiopiens.

Doch Rock ’n‘ Roll reimt sich nun mal vornehmlich auf Kurzweil und Vergessen und eignet sich deshalb nur schlecht als moralische Anstalt (hallo Herbie!). Dem armen Friedrich Schiller sei’s darum getrommelt und gepfiffen, daß „uns Peter“ seine sicherlich gutgemeinte Aufklärungsmiene für satte Bundesbürger selbst dann nicht ablegte, als er musikalisch auf das Tanzbein schielte.

Selten klafften routinierte Atmosphäre und spontane Begeisterung so kläglich auseinander wie in diesem Konzert. Wann findet sich endlich einer, der dem griesgrämig dreinschauenden Aufklärer Gewichte in die Wangen hängt, auf daß auch dem Philosophen Maffay einmal ein Lächeln über die Lippen komme. Sein guter Rock ’n‘ Roll hätte das durchaus verdient.

Über sieben Brücken zu gehen (die erste Zugabe) fiele ihm dann gewiß auch sehr viel leichter.