Pop? Dance? Zwischen den Stühlen mit Zpyz aus Berlin


Ist das Pop oder Dance? Sind das Songs oder doch eher Tracks? Zpyz aus Berlin sitzen zwischen den Stühlen und haben es sich dort bequem gemacht.

Es ist heiß an jenem Junitag in Kreuzberg. So heiß, dass Flo und Ivan, die sich hinter dem wie das englische Wort „Spice“ auszusprechenden Namen Zpyz verbergen, nicht nur Sommerklamotten tragen, sondern die Interviews lieber am schattigen Maybachufer führen als in ihrem noch recht neuen Studio im 5. Stock einer ehemaligen Klavierfabrik in Kreuzberg. Da oben, so sagt Ivan, sei es mittlerweile unerträglich.

Weil ja nicht nur die Sonne heize, sondern auch der ganze in den letzten Monaten zusammengekaufte Equipmentpark. Diese Professionalisierung, dieses durchaus erkennbare Es-Wissen-Wollen, die Hinwendung zum Pop mit seinem Allgemeingültigkeitsanspruch, das mag recht neu sein, eine Entwicklung der letzten zwei Jahre. Ein musikalisches Team sind Flo und Ivan indes seit einem Nachmittag vor 15 Jahren.

Ivan spielte in Flos Probekeller vor und sprengte damit kurzerhand dessen Schülerband. Was folgte, war das Übliche mit individuellen Erweiterungen: Jugend musiziert sozusagen, nur halt in cool. Anfangs Rock der Rage-Against-The-Machine-Schule, nach jeweiligen Schüleraustauschen Richtung USA HipHop, irgendwann Instrumental-Kram.

Dezentes Herumgehänge nicht im, aber nah an der Deutschrap-Keimzelle Royal Bunker – für das Genre selbst, so Ivan, sei man immer zu speziell gewesen. So ganz nebenher veranstalteten die beiden Partys – allerdings berlintypisch so knapp am Rande zur Legalität, dass sie aufhören mussten, als es am Schönsten wurde.

Nach Produktionsarbeiten und Remixen für Acts wie Polarkreis 18, Rosenstolz und Mando Diao und diversen Film- und Werbeprojekten ist 2080 die erste CD des Duos. „Es hat ein bisschen länger gedauert. Aber dafür haben wir alles selber gemacht, von der ersten Silbe bis zum letzten Ton“, erzählt Flo. Das war ökonomisch – und führte Zpyz, kombiniert mit dem prosperierenden Live-Booking der letzten zwei Jahre in Sphären, in denen sie von dem Projekt leben können.

Anvisiert ist, die musikalische Verbreiterung auf die Außenwirkung zu übersetzen: Denn auch wenn einige der Songs auf 2080 schon zwei Jahre auf dem Buckel haben und eher für den Club gemacht sind: Andere, etwa die erste Single „She’s A Dealer“ sind eigenständige und geschickt inszenierte Pop-Stücke, die eben auch ins Formatradio passen.

„Wir wurden automatisch zu Songwritern, weil sich die Elektronik-Stücke irgendwie weiter entwickelten. Auch beim Live-Spielen der Stücke passierte eine Menge“, sagt Flo. Ivan, der Mann an den Vocals betont aber, dass all dies nicht bewusst entschieden wurde: „Die Beats haben eben nach einer Vocal-Line geschrien.“ Das liest sich indifferenter als es letzten Endes klingt, nachzuhören nicht nur auf 2080, sondern vor allem live.