Prince


Da konnte selbst die bemühte Bademodenschau eines Nummern-Girls nicht mehr viel retten: Ein gutes Riff reicht einfach nicht aus, um den Jazz-Funk-Rock der Vorgruppe und Prince-Entdeckung Madhouse über eine halbe Stunde lang erträglich zu machen. Schwamm drüber!

Umbaupause, fast physisch spürbare Spannung im Publikum, die sich in forderndem Applaus entlädt, ein Orkan bricht los, als endlich das Saallicht verlöscht und der Vorhang fällt. Dichte Trockeneisschwaden hüllen einen kleinen Mann im langen Mantel mit Gitarre ein— und der lospluggernde „Sign 0 The Times“-Beat beseitigt letzte Zweifel: ER ist vom Thron herabgestiegen, seine Untertanen zu beglücken. Erst als sich der künstliche Dunst mehr und mehr verflüchtigt, wird vollends klar, welch optisches Bonbon Prince diesmal für uns auspackt: Im Bühnenhintergrund thront eine hinreißende Downtown-Vergnügungskulisse, aus der je nach Bedarf grell leuchtende Neon-Signale schießen.

Und Bedarf besteht besonders bei den neuen Songs: Das stille, fassungslose Finale von „lf I Was Your Girlfriend“ wird durch das Begriffspaar „Love/Sex“ illustriert, wahrend sich Prince samt Partnerin Cat auf einem überdimensionalen, nach hinten wegklappenden Plastikherz niederläßt. „I Could Never Take The Place Of Your Man“ erlebt seine visuelle Auferstehung in einer vertrauten Barroom-Szenerie.

Befürchtungen, die neue Prince-Crew könne der alten nicht den Groove reichen, erwiesen sich als völlig unbegründet, auch wenn die Show insgesamt weniger kompakt und geschlossen wirkte als im Vorjahr. Doch Sheila E., die leider keinen richtigen Solo-Spot zugestanden bekam, trommelte weltmeisterlich, und die Tanz & Show-Komparsen lieferten bestes Entertainment, wobei sich vor allem die schon erwähnte Cat als gleichwertige Gespielin profilieren konnte.

Prince selbst übte mehr Zurückhaltung als bei seinem Deutschland-Debüt, aber was heißt das schon: Natürlich flegelte er sich auf der P.A., spielte Flummi mit dem Mikro. schrie, drehte Pirouetten, verteilte Küßchen.

Entgegen den Vorab-Gerüchten betieb er sehr wohl ausführliche Repertoire-Pflege. Die „Greatest Hits“-Parade, oft medleymäßig verknotet, wirkte mitunter jedoch halbherzig, und „Purple Rain“ als Zugabenlocker hätte er sich so auch sparen können. Grandios dagegen .. 1W‘, das in einer gewaltigen, irritierenden Licht & Sound-Apokalypse endet.

Die beiden Zugaben-Blöcke beginnt Prince mit einem als intimen Gospel-Song inszenierten „Forever In My Live“, dann „Kiss“. ein förmlich berstendes „The Cross“ und schließlich, mit Sheila an der Rampe und Prince hinterm Schlagzeug. ein „lt’s Gonna Be A Beautiful Night“. das nie hätte enden dürfen. Prince und Anhang beglückten in den frühen Morgenstunden des nächsten Tages eine auserwählte Gästeschar im „Quasimodo“ noch mit einem kleinen Nachschlag. Da hat er sich dann wohl zum sechsten Mal umgezogen…