Album der Woche

Aesop Rock

INTEGRATED TECH SOLUTIONS

Rhymesayers Entertainment/Cargo (VÖ. 10.11.)

Die Dystopie der Utopie: Underground-Raplegende Aesop Rock legt sich mit dem late stage capitalism an.

Aesop Rock ist nicht einer von denen, die auf 30 Albumminuten alles gesagt haben. Oder glauben, dass sie es tun. Auch ein Track von ihm dauert eher vier als zwei Minuten. Eine gute Stunde sollte man bei ihm schon einplanen, um so richtig abzutauchen. Seit fast 30 Jahren ist der Rapper und Produzent aus Long Island eine zentrale Figur des HipHop-Undergrounds und schafft mit jedem neuen Album eine neue Welt, einen neuen Kosmos.

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Sind das schon Konzeptalben? Vielleicht. Aber vielmehr trifft es bei Aesop Rock der Begriff des „World Building“. Jedes Album schafft eine eigene Welt, einen Sinnzusammenhang, in dem sich die Narrative der einzelnen Tracks entfalten. Jetzt also INTEGRATED TECH SOLUTIONS. Es geht ins Jetzt, in eine Welt im Spätstadium des Kapitalismus, in der inhaltsleerer Corporate-Sprech und parasitenhafte Businessmodelle regieren.

Mal retrofuturistisch, mal jazzy, mal düster

Schon die erste Single „Mindful Solutionism“ zeigt die Reise: von der Entdeckung des Feuers vor zweieinhalb Millionen Jahren rappt sich Aesop Rock durch die Entwicklung der Menschheit – und welche falschen Abzweigungen Richtung Atombombe, Landmine und Klimazerstörung wir genommen haben. „We cannot be trusted with the stuff that we come up with“, ruft er fast verzweifelt. Das kryptische, doppelbödige, das Aesop Rock ausmachte? Ist immer noch da. Aber eben nicht nur: Früher oft dafür gescholten, dass er eine aufgeblasene, manieristische Sprache benutzen würde, ist Aes hier klarer als vielleicht je zuvor.

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Seinem Stil, den Hörer aber erst mal mit hyperaktiven Wortschwällen umzuwehen, bleibt er trotzdem treu. Auf 18 Tracks experimentiert sich Aesop Rock durch verschiedenste Soundwelten, mal retrofuturistisch, mal jazzy, mal düster, aber durch seinen sehr eigenen Rapstil zusammengehalten. Die Welt geht unter, aber in der Dystopie der Gegenwart können wir uns immerhin am leuchtenden Feuer von Aesop Rocks Bars wärmen. Und das ist doch immerhin etwas.

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