AI Jarreau – All Fly Home

Mit seinem im letzten Jahr veröffentlichten Live-Album „Look To The Rainbow“ bewies Al Jarreau, daß er wirklich ein „Performer“ ist, ein Musiker, der auf der Bühne steht, als wäre er dort geboren. Ein Publikum wie es in Jarreaus Konzerte kommt, ist sehr heterogen und schwierig zu nehmen. Auf der Bühne aber gelingt es Al Jarreau stets, Jazz-Puristen, Rockfans und Anhänger der Leichten Muse gemeinsam zu begeistern. Sein Geheimnis: eine Stimme „die ein ganzes Orchester ersetzt“ wie einmal geschrieben wurde, eine quirrlige „Stage“-Präsenz und nicht zuletzt eine ungeheuer sympathische Ausstrahlung.

Auf dieses Beiwerk muß nun der Hörer seines neuen Studioalbums „All Fly Home“ naturgemäß verzichten. Was dann noch aus der Rille kommt, ist aber – um es gleich zu sagen – eine milde Enttäuschung. Aber die war gewissermaßen schon vorprogrammiert. Denn: nur auf den berühmten Punkt im Hals, mit dem der Meister allerlei Instrumentales und Perkussives formt, läßt sich auf die Dauer wohl keine Karriere aufbauen. Soll heißen, die Gefahr liegt in der Überbewertung einer einzigen Technik, des sogenannten „Scattings“. So sind etwa die schnellen Eigenkompositionen von AI („Thinkin‘ About It Too“, „I Do“) viel zu stark mit Stücken wie „Sweet Potatoe Pie“ und noch einigen anderen Titeln von den LP’s „We Got By“ und „Glow“ verwandt.

Da gibt es immer wieder das inzwischen ausgelutschte Fadeout: Hu ah cha cha Huuah oooah chacha..“ usw. Ähnlich verhält es sich mit dem Trick des „vocalen Saxophons“; ebenfalls auf „We Got By“ überraschend und neu, inzwischen nur noch eine leere, zu oft angewandte Phrase. Ein Lichtblick ist am ehesten noch „Wait A Little While“ (von Kenny und Eva Loggins geschrieben): flott und funky! „She’s Leaving Home“ beginnt vielversprechend, bietet aber für die sieben Minuten, die sich Al dafür nimmt, zu wenig Substanz. „Sitting On The Dock Of The Bay“ ist kürzer, erreicht bei weitem nicht die Intensität des Originals von Otis Redding, und leidet auch sehr unter dem „hhm hhm, tschuck, tschuck“ und anderen Seat-Verzierungen. Jarreaus Begleitmusiker, Tom Canning (keyboards), R.Mc Bride (baß) u.a., unterstützt von dem brillanten Jazz-Trompeter Freddie Hubbard und Lee Ritenour (git) leisten sehr solide Arbeit, so daß „All Fly Home“ ein technisch gutes, insgesamt aber langweiliges Album abgibt.