Andrew Wyatt

Descender

Downtown/Coop/Universal

Der Sänger von Miike Snow, Songwriter und Produzent zelebriert auf seinem ersten Solo-Album den überlebensgroßen Orchesterpopsong in der Tradition Scott Walkers.

Was haben Bruno Mars, Carl Barât und Mark Ronson gemeinsam? Nicht viel, aber eben doch, dass sie in den vergangenen Jahren die Dienste von Andrew Wyatt als Songwriter und Produzent in Anspruch genommen haben. Dabei muss man sich Wyatt jetzt nicht als einen Industrieproduzenten vorstellen, der mitnimmt, was ihm in die Mailbox gelegt wird. Musikalisch leichter verorten lässt sich Wyatt über seine Band Miike Snow, ein der Melancholie verpflichtetes Pop-Unternehmen der ambitionierten Art. Für sein Solo-Debütalbum DESCENDER hat Wyatt jetzt ein komplettes Sinfonieorchester engagiert, das ihm Streicherwinde und verspielte Klangkaskaden serviert – ein fein geschmückter Resonanzraum, in dem des Sängers zartes Crooning leicht verhallt so wunderbar zur Geltung kommt. Ab und an drehen die Musiker der Prager Philharmonie ein paar Extrarunden, einmal dürfen die Streicherklänge ins Atonale driften, über das Gros des Albums aber zelebriert Wyatt den Popsong als das überlebensgroße Ding, als das Scott Walker ihn einmal für sich entdeckt hat. Wer Lieder wie „Harlem Boyzz“, „It Won’t Let You Go“ und „And Septimus …“ schreiben kann, muss sich vor solchen Vergleichen nicht verstecken, DESCENDER steht in diesem Jahr und vollkommen überraschend als Solitär seiner Art da.