Andy J. Forest And The Snapshots
Wichtige Vorbemerkung: Wer zu bequem ist, völlig in diese Platte hineinzutauchen, um die Feinheiten zu erkennen und sie schätzen zu lernen, sollte seine Ohren gleich an der Garderobe abgeben. Für Husch-Husch-Hörer ist das Album nämlich viel zu schade und eine ebenso exorbitante Verschwendung wie die UNO.
Unter den seit – sagen wir – 1976 neu aufmarschierten weißen R&B-Bands ist diese US-Truppe konkurrenzlos: Dr. Feelgood, Blues Band, NBZ, Inmates, Red Beans And Rice, Wilko Johnson etc. – ohne Chance. Sie nimmt einen ähnlichen Sonderstatus ein wie die Blasters an dem Rockabilly-Sektor. Andy Forest schließt die von Mark Feltham (NBZ)unterlassene Lücke – er spielt eine sensationelle, mal asthmatische, mal singende Mundharmonika. Dazu seine ausgekühlte, 100%ig passende Stimme: Keine „Röhre“, sondern trocken und hohl, mit einigen Ansätzen von Ähnlichkeit zum unerreichbar besten weißen Bluessänger aller Zeiten, Chris Youlden.
Die Highlights: „Back On The Street“, ein Lehrstück für alle R&B-Bands, was Arrangement und Interpretation betrifft. Sparsam-rasante Gitarre, spülende Orgel, allmählich schmutzwärts wanderndes Sax. Zum Instrumental „Locomotivo“ nur dies: Forests Lippen müssen nach der Aufnahme in Fetzen gehangen haben -Höllenfahrt. Auf .Kansas City“ federt der Bass wie eine Schlaraffia-Matratze. Aus dem recht starren Strangeloves-Rock „Night Time“ wird ein flexibler Kraft-Song. Nach nunmehr ca. zehnmaligem Hören könnte ich ein seitenlanges Tranchier-Protokoll abliefern, aber schon jetzt droht der Rotstift (Welcher Rotstift? – Red). Platten wie die vorliegende sind bereits heute die gesuchten Kostbarkeiten von morgen. Wieder eine positive Überraschung auf diesem von Beginn an feinen italienischen Label. Get it.
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