Anthony Phillips – Wise After The Event
Anthony Phillips (27) dürfte der Genesis-Gemeinde noch halbwegs ein Begriff sein: er war Vorgänger von Steve Hackett und spielte 1969/70 die Alben „From Genesis To Revelation“ und „Trespass“ mit ein. Im vergangenen Jahr war der eigenbrödlerische Brite nach langer Pause wieder mit einem Longplayer vorstellig geworden. Unter dem Titel „The Geese And The Ghost“ hatte er (zusammen mit Mike Rutherford) ein stark mittelalterlich inspiriertes Album konzipiert, in dem die Laute gleichberechtigt neben der E-Gitarre stand. Nach diesem introvertierten und in der großen Linie kaum befriedigenden Versuch hat der altbackene Minne-Rocker sich 1978 nun ein paar halbherzige Konzessionen abgerungen.
Auf „Wise After The Event“ (wiederum eingespielt mit Studiomusikern, u.a. Mel-womischt – er – nicht – mit – Collins) schleichen sich in die von Akustikgitarre und Phillips flachem Gesang dominierten Kompositionen bisweilen ein paar rockige Anflüge ein, die das Ganze wieder in eine gewisse Genesis-Nähe rücken. Die offenbart sich auch im kruden Inventar seiner Texte, welche zwischen historischer Fabelwelt und futuristischem Nonsens-Universum angesiedelt sind. In Phillips‘ räum- und zeitlosem Fantasieland herrscht der permanente Beinahe-Zusammenstoß zwischen Ikarus und Gagann – reizvoll umgesetzt allerdings nur auf der wahrlich bestrickenden Plattenhülle von Peter Cross. Dessen grafischem Einfallsreichtum und seiner witzigen Detailfreude jedenfalls ist der arg langweilige und völlig höhepunktlos dahinplätschernde Kulturrock Marke Phillips zu keiner Sekunde gewachsen; die Magical Mystery Tour (genau die klingt übrigens auch ein paar Mal durch) findet nur in Wort und Bild, kaum aber musikalisch statt.
Die bravouröse Laufzeit von 26 Minuten pro Seite hilft da leider gar nichts. Ich fürchte, daß an diesem Opus nur ein verschwindend kleiner Personenkreis ungetrübte Freude haben wird: all jene, die gern bunte Bildchen begucken und einen wackelnden Schreibtisch haben. Sie können die schwarze Scheibe unterlegen und sich dann ungestört am Cover ergötzen.
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