Anti-Flag – For Blood And Empire

Ganz einfach, weil er es – wie viele Millionen braver, patriotischer US-Amerikaner-wahrscheinlich gar nicht mitbekommt. Denn Anti-Flag, vier Berufsanarchos aus Pittsburgh, Pennsylvania, laufen weder im Musikfernsehen noch im Mainstream-Radio, sondern in Indie-Discos und verrauchten Clubs. Für die breite Masse sind sie zu radikal, zu rebellisch. Als legitime Erben der Circle Jerks. Exploited und UK Subs spielen sie schnellen, rudimentären Punk-Rock mit simplen Melodien, Mitgrölrefrains und Pogo-Rhythmen. Wobei kurze Ausflüge in Ska („Hymn For The Dead“), Folk („One Trillion Dollars“) und Hardcore („State Funeral“) schon das Maximum an stilistischer Vielfalt sind. Aber die Musikalität ist ohnehin nebensächlich. Es geht um die „Message“. Und die läßt sich auch bei einem dumpfen Matsch-Sound auf den bissigen Punkt bringen. Denn Anti-Flag sezieren alles, was die modernen USA ausmacht. Die letzte Supermacht, die sich in Krieg, Korruption und Propaganda vergeht. Wobei sich die vier Ostküstler keineswegs an tumben Phrasen und Schlagwörtern vergehen, sondern durch fundiertes Fachwissen und gezielte Angriffe glänzen. Sie kennen die Namen, die Zahlen, die Hintergründe und die Kausalzusammenhänge zwischen Öl, Waffen und Politik. Folglich wettern sie ganz gezielt gegen rechte Massenmedien („The Press Corpse“), die einflußreiche Waffenlobby („Project For A New American Century“), die Weltbank („The W.T.O. Kills Farmers“) und die Atomindustrie („Depleted Uranium Is A War Crime‘). Klare Worte an einen exakt definierten Gegner. Aber eben auch so unter dem subkulturellen Radar, daß der davon nichts mitbekommt. So bleibt es bei der Bekehrung der Bekehrten. Und das ist schade.

www.anti-flag.com