Armageddon :: Heroisch

„Big bada-boom radebrecht Milla Jovovich als Leeloo in DAS FÜNFTE ELEMENT und liefert damit die wohl treffendste Umschreibung für das Kino von ARMAGEDDON-Produzent Jerry Bruckheimer. Nicht, daß Luc Bessons verspieltes Science-Fiction-Füllhorn mit Ausnahme des gemeinsamen Hauptdarstellers Bruce Willis auch nur das geringste mit diesem muskelbepackten Ausflug nach Machohausen zu tun hätte. BAD BOYS, THE ROCK und CON AIR gingen in den letzten Jahren auf das Konto Bruckheimers, und ARMAGEDDON fällt nur deshalb aus dem Rahmen, weil er wie eine Art Quersumme des Geleisteten noch größer, noch gewaltiger, noch heroischer geworden ist. DEEP IMPACT, die erste der beiden Asteroiden-Action-Wummen dieses Jahres, nimmt sich neben diesem patriotischen Koloß von Film bestenfalls wie ein harmloser Vorbote aus. Dies ist der wahre Stoff, aus dem Helden sind: Der erdbedrohende Komet hat hier nicht einfach nur den Umfang von New York, sondern ist so groß wie Texas, hier liegen sich die Menschen nicht einfach nur weinend in den Armen, sondern – Bruckheimers andere Filme legen das nahe tun was. Wie weiland DAS DRECKIGE DUTZEND werden Bruce Willis als Ölbohrspezialist Harry S. Stamper und seine Mannen in einem Crashkurs als Astronauten ausgebildet, um anschließend im Weltall gepflegt ass zu kicken und den feindseligen Steinbrocken in Brösel aufzulösen. So weit, so DEEP IMPACT, aber in ARMAGEDDON ist das erst der Startschuß für einen ausgedehnten Showdown, bei dem einem buchstäblich Hören und Sehen vergeht. Aber das zeichnet Jerry Bruckheimers Filme speziell die mit Regisseur Michael Bay, dessen hektische Kameraund Schnittarbeit mit einer Handlung macht, was Bruce und Co. mit dem Asteroiden vorhaben – aus: Sie sind ein Frontalangriff, ein Blitzkrieg der primitiven Sinne, der Triumph des Oberflächenkinos, wo Subtilttäten Peanuts sind und differenzierte Gefühle von Posen ersetzt werden. Und dennoch steckt da etwas reizvoll Ursprüngliches in dieser hirnlosen und gerne auch menschenverachtenden Kost, die mit dem Vorschlaghammer stimuliert und sich vehement an hohlen Begriffen wie Stolz, Ehre, Freundschaft, Vaterland aufgeiit, ohne sie zu reflektieren. In ARMAGEDDON ist Bruckheimer und Bay jedenfalls das Kunststück gelungen, den kakophonischsten Katastrophenfilm aller Zeiten zu drehen, ohne die Schauspieler darin untergehen zu lassen. Willis, Billy Bob Thornton, Ben Affleck, Liv Tyler, Will Patton und Steve Buscemi mögen agieren wie Abziehbildchen, aber die wahre Leistung des Films ist es, daß man an ihrem Schicksal Anteil nimmt und um sie zittert. Und das ist im Kino mehr als nur die halbe Miete.