Autechre

Untilted

Elektronik: Autechre schaffen, was Audi immer nur behauptet: Vorsprung durch Technik.

Zum Verständnis eines geschriebenen Wortes ist es eginletich vomenlklomn eagl, wie die Bstuchbaen angeordnet sind, nur der erste und der letzte muß an seinem Ort sein. Das gehört zu den kuriosen Macken des menschlichen Gehirns, das auch Räder, deren Speichen sich drehen, ab einer gewissen Geschwindigkeit als stillstehend wahrnimmt. Oder im hektischen Gehäcksel von Autechre eine gelassene Ruhe erkennt, wie sie selbst ein Vangelis auf Schlaftabletten nicht vollkommener entstehen lassen könnte. Daß Sean Booth und Rob Brown sich mit solchen kognitiven Kapriolen auskennen, belegt schon der augenzwinkernde Titel ihres neuen Albums: UNTILTED (nicht „Untitled“!]. Seit mehr als zehn Jahren stehen Autechre an der Speerspitze der elektronischen Avantgarde – was umso beachtlicher ist, als sich das Duo seit geraumer Zeit künstlerisch nur graduell weiterentwickelt hat. Avantgarde sind sie trotzdem, mit allem drum und dran: Es gibt kaum Referenzpunkte mit Bekanntem; es herrschen Dekonstruktion und Chaos; die Musik, ein bizarres Skelett aus allerlei technischen Beats und anderen Bauteilen, ist ein völlig hermetischer Raum. Die Wirkung dieser Platte ist, sobald man sich erstmal eingehört hat, höchstens mit der ähnlich sperriger Musikstile wie Free Jazz oder Zwölftonmusik zu vergleichen: Beim ersten Mal unerträglich, beim zweiten Mal auch, beim dritten immer noch … aber dem beharrlichen Hörer öffnen sich irgendwann logische Klangwelten von nie gekannter, eisiger Schönheit. Nicht Rhythmus darf man hier erwarten, sondern seine atomaren Überreste. Nicht nach herkömmlicher Dramaturgie sollte man suchen, sondern nach der Dialektik von Ver- und Entkrampfen, nach Mustern und Clustern, die sich überlagern, ergänzen oder auslöschen, untilted, das ist Jackson Pollock für die Ohren. Und Autechre der Alptraum eines ausgemusterten Industrieroboters, in den der Blitz gefahren ist.

VÖ: 18.4.

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