Babet – Drôle d’Oiseau; Daphné – Carmin; Oshen – Je Ne Suis Pas Celle
Die trauen sich was. Nachdem jahrelang hierzulande kaum französische Alben veröffentlicht wurden, nutzen die Plattenfirmen nun die Gunst der Stunde, den kleinen „Franzosen-Hype“. Ob man nun allerdings zeitgleich die Werke dreier Französinnen herausbringen muss, die sich gegenseitig Konkurrenz machen dürften, ist allerdings fraglich. Die Platten der Sängerinnen Babet, Daphne und Oshen sind in Frankreich schon in diesem Frühjahr erschienen.
Am bekanntesten in Frankreich ist von den dreien Elisabeth Maistre alias Babet. die kleine Sängerin und Multiinstrumentalistin, die ansonsten in der Indierockband Dionysos Geige, Keyboards und anderes spielt. Steht sie bei den grandiosen eklektizistischen Rockern im Schatten des übermächtigen Frontmannes und Songschreibers Mathias Malzieu, kann sie sich auf ihrer Soloplatte einmal richtig austoben. Wir hören auf Drôle d’Oiseau, 4,5 Sterne, (zu Deutsch: „Schräger Vogel“) 15 kleine Pop-Preziosen, um ihre eher zarte denn zupackende Stimme herumarrangiert. Da steht einschmeichelnder Pop neben der großartigen Single „Le Marin“, das englischsprachige „Bei Ami“ neben dem rockenden „Cocomoto“. das noch am ehesten an die Stücke ihrer Band erinnert. Manchmal piepst Babet ein bisschen zu sehr, was aber bei einigen dieser Folk-Rock-Chansons auch seinen Reiz hat.
Ende April diesen Jahres kam in Frankreich Carmin, 5 Sterne, heraus, das zweite Album von Daphné, die schon mit ihrer Debütplatte L’Emeraude aufhorchen ließ. Schon der Opener des Albums, das grandiose dreisprachig gesungene (Französisch, Englisch, Spanisch) „Musicamor“ ist ein toller Titel. Und das geht mit „Big Daddy Boy“ und dem irrwitzigen „Abracadabra“ so weiter: Letzteres ein verschachteltes, filmmusikreifes Meisterwerk mit üppigen Streicher- und Bläsersätzen, die von einer Kirmesmelodie gebrochen werden. Hier wie an anderen Stellen des Albums wird nicht gekleckert, sondern geklotzt, was den Songs ausgesprochen gut tut. Teilweise opulent mit Streichern orchestriert, singt Madame mit einer angenehmen Stimme ihre Lieder voll absurder Texte. Musikalisch vielseitig verschmilzt Daphné auf Carmin französisches Chanson mit internationalem Pop. Wobei sie vielleicht eher noch mit Camille musikalisch verwandt ist.
Wie Daphné so legt auch die junge Oshen, die bürgerlich auf den Namen Oceane Michel hört, nach einem feinen Debütalbum mit dem zweiten Werk nach. Nach Don Juan folgt nun Je Ne Suis Pas Celle, 4 Sterne, (auf Deutsch: „Ich bin nicht diejenige“). Produziert hat, wie auch schon das letzte Werk von Nouvelle-Chanson-Star Jeanne Cherhal, Vincent Sega, der Cellist des skurrilen Duos Bumcello und ansonsten Bassist der Begleitband von Popstar M.Aufs erste Ohr mag das Album von Oshen das schwächste in dieser Auswahl sein. Gegenüber Daphne’s Charme und Musikalität sowie Babets Verspieltheit fällt Oshen ein bisschen ab. Aber auch nur auf den ersten Blick. Denn gibt man der Platte Zeit, wird man ein feines Werk entdecken mit den Perlen „La première fois que tu m’as quité’e“, der Single mit dem feinen Latinotouch und einem Duett mit der bekannten, ebenfalls in Marseille lebenden Kollegin Anais, wo sich die beiden um einen „Baratineur“ („Schwätzer“) streiten. Hübsch ist auch der Track „Jim“, bei dem die Eurythmics’schen „Sweet Dreams“ effektvoll eingebaut werden sowie „Dans la peau“ mit afrikanischem Rhythmus.
www.babetmusic.com
www.daphne.fr
www.oshen.info
Mehr News und Stories