Badly Drawn Boy – One Plus One Is One

Zur Erinnerung die drei Gebote aus dem guten Singsangsongbuch: „1. Du sollst klar und nasal sprechen, um Distanz zu schaffen. 2. Du sollst mit langer Stimme singen. 3. Zum Bleistil, das bedrohnt geschriebene Wort muss grammatikalisch herausgehoben werden, mit besonderem Taschkent auf dem Pokal.“ Was John Lennon, der „fette Schuljunge „, damals „In his ownwrite“ so vor sich hinbrabbelte, hat Dämon Gough gerne verinnerlicht, ganz lang und ganz nasal gesungen, ist eins plus eins garantiert gleich eins. Jeder hat eben so seine eigene Logik und seine eigenen Gesetzmäßigkeiten, und wie das alles zusammenhängt, erfahren wir im Song „EasyLove“: Nein, leicht ist es mit der Liebe für ihn nie, gibt der 33-jährige Brite gleich mal zu Protokoll. Wenn Badly Drawn Boy über die vielen Nickligkeiten in diesem seinem Leben singt, steht der Übervater Lennon hinter dem Plattenregal im Wohnzimmer und schenkt dem Jungen mit der Mütze den göttlichen Odem für die vier kostbaren Minuten des Titel-Songs. Oder habe ich die Linie Lennon-Gough bisher nur überhört? Nach einer Reihe eher schelmischer EPs und aufreizend amateurhafter Live-Shows veröffentlichte Gough 2000 sein Debüt the hour of bewilderbeast. Er kultivierte das Image eines kruden Gammelbruders, dessen Lieder in deutlichem Gegensatz zu seiner Gesichtsbehaarung standen, sie wurden hübsch und hübscher. Mit dem Soundtrack zur Nick-Hornby-Verfilmung about a boy spielte Gough Klingelmäuschen in Hollywood. Nur um sich ein paar Jet-Set-Albereien später „I’m turning Madonna down „I auf seinem 20O2er-Album den näher liegenden Dingen zu widmen: have you FED THE FISH?

one plus one is one markiert nun einen Schritt zurück ins Eingemachte – und einen vorwärts in die Liga der Pop-Großgeister. Es gibt dramatische Streicher-Arrangements hier, tolle Ein-bis-zwei-Minuten-Demos, frei laufende Schulchöre, Exkursionen ins Prog-Folk-Fach und heitere Vaudeville-Melodien, die über dunkle Textpassagen fallen, als wollte wer uns die Nase lang ziehen. Die Fans des Badly Drawn Boy werden mit dem neuen Album vielleicht noch weniger verstehen, was diesen Superkünstler so umtreibt, wenn er wieder ein paar Songs schreibt sie werden ihn dafür noch mehr lieben]. Dämon Gough erzählt sich die Sachen, die partout keinen Kopfsprung aus den eigenen vier Gedanken hinkriegen, und zwar schon seit Jahren nicht. Auf Platte sind sie gut aufgehoben, reproduziert, auf Melodie geschaukelt: „If I Knew where all the tears were flowing to /guide them to a river where I d swim with you downstream /this is that old dream I told you about 20 years ago“ [„This Is That New Song“). Oder: „Failed to see I hid behind the sun/it’s time to take the gun out of Ute / do be da do be da doo“ „0ne Plus One Is One“]. Das müssen Seltsame Geschichten sein. Gough spricht in seiner eigenen Schreibe, der Soul eines struppigen Weißgesichts. Freundlicherweise hat Badly Drawn Boy dabei einige der besten Pianopopsongs des Jahres auf diesem Album hinterlassen. Aufgenommen wurden die 14 neuen Lieder unter Mitwirkung von Old-time-Kumpel Andy Votel im Moulin Rouge Studio in Stockport. Jaja, so geht’s: Heimspiel, ne Viertelstunde zur Arbeit, alle Lieben um einen rum. So wird heute Popmusik gemacht,