Balbina

Fragen über Fragen

Four Music/Sony

Leicht macht sie es sich nie mit ihrem Kunstlied-Deutschpop, ein wenig mühevoll sind die Grübeleien trotzdem.

Man will sich ja immer freuen über solche Musik: über den Willen, deutschsprachiger Popmusik eine eigene, schräge Perspektive zu verleihen und den Versuch einer hierzulande seltenen Zusammenführung von Alltag und geistreicher Verkünstelung. Für all das ist die 33-jährige Balbina Jagielska im Zuge ihres letzten Albums ÜBER DAS GRÜBELN gelobt worden. Und zugegeben, ihre Kunstpoplieder sind etwas sehr Eigenes.

Aber nach einer Handvoll Songs können einem die vielen Metaphern und millimetergenau ausgestanzten Wortspiele dann auch schon mal auf die Nerven fallen. Dann wünscht man sich, auf irgendeiner Seite den Fuß auf den Boden zu bekommen: der der fabulierenden Pop-Weirdness oder der des „echten“, nach Schweiß und Nieselregen müffelnden Lebens. Das gilt in ähnlicher Weise auch für FRAGEN ÜBER FRAGEN.

Das Balbina-Konzept ist noch erkennbar: Wieder pendelt sich der Sound zwischen dunklem Piano, Elektro-Klickern und kammermusikalischem Drumherum in einer gefälligen Pop-Sphäre ein. Nur dass diesmal ein wenig Swing aus den Arrangements klingt – und immer wieder pathetische Streicher. Wieder geht es um das Herumwühlen in den Gedanken. Balbina singt über das Nachdenken, über alles und nichts, das Ich und die Welt. Und wieder sind da vor allem sehr viele Metaphern und semiotische Verdrehungen.

Gleich im Opener strapaziert sie die verschlungenste aller W-Fragen über: „Warum denken graue Zellen, dass sie was denken? Warum hat der Start beim T ein Ende?“ Immerhin geht es der Sängerin hier wie dem Hörer: „Fragen über Fragen überfragen mich.“ Und so grübelt sich Balbina weiter singend durch ihr Leben und dreht jeden Ton, jede Bedeutung zweimal im Mund herum. Die Songs heißen „Der Haken“, „Das Milchglas“, „Die Regenwolke“ oder „Das Kaputtgehen“ und erzählen von Aufgaben, die sie sich gibt, „damit ich etwas aufhabe“, von zu kleinen Nervenkostümen und davon, sich zu fühlen wie Porzellanservice in der Spülmaschine („so schrecklich zerbrechlich“). Einmal fragt sie: „Warum lasst ihr mich nicht, so sein, wie ich bin?“ Machen wir gerne. Muss ja nur nicht jedem gefallen.