Barclay James Harvest – Berlin – A Concert For The People
Ich bin mit Sicherheit nicht der größte Moralist unter der Sonne. Und dennoch stößt mir das neue BJH-Album mehr als sauer auf. Wenn eine Gruppe, die über Jahre hin als gänzlich unpolitisch gehandelt wurde und die mit ihrer Musik eher ein Fluchtangebot denn eine praktische Lebenshilfe geschaffen hat, plötzlich ein Werk auf den Markt bringt, das BERLIN heißt, sie ihr Equipment auf den Stufen des Reichstages aufbaut und vorgibt, A CONCERT FOR THE PEOPLE zu geben, dann kann ich mir ein ungutes Gefühl einfach nicht verkneifen. Selbst als eine rein menschliche Geste, Humanität pur, mag ich BERLIN nicht begreifen. Eher schleicht sich da das Gefühl des puren Kalküls ein, eines ausgetüftelten Marketing- und Promotionkonzeptes.
Die LP ist für mich das erste, greifbare Ergebnis eines cleveren Schachzuges (nicht von ungefähr erscheint das Album mit dem Polystar-Etikett, dem Polydor-Sublabel für fernsehumworbene Produkte), dem ein Film (BERLIN ist als Soundtrack ausgewiesen) und eine neuerliche Tour hierzulande folgen. Strategie.
Musikalisch bleibt alles beim Alten. Obwohl die Gruppe mitunter in den zweiten Gang hinaufschaltet: Der Tiger im Tank kommt auf Samtpfötchen. Stimmen, die dich einlullen, Melodien, die deinen Blick verklären, Strings, die dir den Rest deines wachen Geistes verkleistern. Und das Trockeneis wabert und läßt dich in knienhohen Nebeln wie auf rosa Wattewölkchen schweben.
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