Barry Feinstein :: Early Dylan: Photographien
Nostalgischen Anwandlungen ist der Meister selbst garantiert unverdächtig. Immer gewesen. Von Newport bis Budokan, von „Song To Woody“ bis „Highlands“, vom Landei zum Protestsänger, zum Poeten, zum Familienvater, zum Prediger, zum Rocker, zum Bluesmann, zum endlos tourenden Rumtreiber. Lebende Legende. Erratisches Genie. „He’s an artist, he don’t look back“, um eine Zeile aus „She Belongs To Me“ zu paraphrasieren. Wir anderen aber, die wir glauben „Bob Dylan belongs to us“ (und irren, aber wen kümmert das?), dürfen zurückschauen. Was in dem wunderschönen Bildband „Early Dylan“ zum intellektuellen wie ästhetischen Hochgenuß wird. Barry Feinstein, als Fotograf für renommierte Magazine wie „Time“, „Look“ oder „Esquire“ sowie als Regisseur tätig, Daniel Kramer, dessen Aufnahmen mehrere Dylan-Alben zieren, und Jim Marshall, einer der versiertesten Pop-Schnappschützen überhaupt, haben 73 Schwarzweiß-Bilder aus den Jahren 1963 bis 1969 ausgewählt, die Dylan auf der Bühne zeigen und backstage, im Studio und in der Kneipe, mit Frauen und Freunden, herumalbernd und todernst. Mal spontan aus der Hüfte geschossen, dann wieder akribisch durchkomponiert feiern diese Fotos Poesie und Lakonie eines Künstlerlebens, sind – wie Dylans Songs – Essenz einer magischen Alchimie, die flüchtige Momente festhält, sie einfriert zu Elegien für die Ewigkeit. Momente, so Arlo Cuthrie in seinem Vorwort, „in denen wir die eigene Stimme in den Gesichtern unserer Heroen und in unseren Herzen fanden“. „Ain’t gonna hang no picture“, sang Dylan einst, „ain’t gonna hang no picture frame. Well, I might look like Robert Ford but I feel like a Jesse James“. Eine Zugfahrt: Es regnet. Bob trägt Sonnenbrille. Blickt hinaus. Berührt sanft die Scheibe, so als suche er Nähe. Doch da draußen ist nur Kälte. „To live outside the law you must be honest.“ Wahrhaftig.
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