Barry White – Staying Power

Barry White hört man nicht beim Bügeln. Denn er ist die Nummer 1. Auch 1999. „I’m gonna work your body with my tongue“, singt er, und wir wissen gleich Bescheid. Barry grummelt und brummelt, baggert und schleimt sich ins Schlafzimmer, nackt bis auf die Goldkette. Ein sabberndes Klischee,feucht und verkitscht, seventies und soulful. Auf einzelne Songs von STAYING POWER einzugehen, ist unmöglich, selbst nach konzentriertestem Hören. Man lauscht Track 2 und schreckt erst eine Viertelstunde später wieder hoch – mittlerweile läuft Track 4. Die Songs sind durchschnittlich sechs Minuten lang, mit Zeitlupengrooves und seltenen Akkordwechseln-Musik Jenseits jeglicher Aufmerksamkeitsfähigkeit und damit nicht analysierbar. Was bleibt, ist ein Gefühl, ein akustisches Aquarell. Zusammengesetzt aus den schönsten Harmonien, mit feinstem Handwerkszeug und feinsten Gästen. Nur“the baddest motherfuckers“ (White) schart der Bär um sich. Die Begleitmusiker sind erfahrene Studioakteure wie Schlagzeuger Paulinho da Costa und Wah Wah Watson mit dem Love Unllmited Orchestra. Namhafte Duettpartnerinnen wurden eingeladen, das entnehmen wir dem Booklet. Zu hören ist davon auf dem Album allerdings wenig. Lisa Stansfield und Chaka Khan verstehen es, sich derart profillos einzubringen, daß ihr Auftritt völlig untergeht. Beide Damen tauchen im gleichen Song unter, „The Longer We Make Love“ erscheint gleich zweimal auf Staying Power, was bei 68 Minuten Liebes-Lullerei jedoch kaum auffällt. Puff „Hans-Dampf in allen Gossen“ Daddy durfte auch hier ans Werk. Er produzierte den Sly & The Family Stone-Song „Thank You“ und liefert in drei Minuten und zehn Sekunden gleich 35 potentielle Aufschrecksekunden mit einer Sprechgesangseinlage von Lazy Bone (Bone Thugs’n’Harmony). Vielen Dank, aber das wäre doch nicht nötig gewesen. Barry Whites Gäste schaden so wenig, wie sie nutzen. Pünktlich zum „Love Unlimited“-Single-Erfolg der Fun Lovin’Criminals („sing Barry White…“) ist der verdiente Mann, der als Schmuniel-Ikone und Simpsons-Gast nie wirklich in Vergessenheit geraten ist, wieder da. Mit einem neuen Plattenvertrag bei Private Muslc. Stay tuned for more.