Be Your Own Pet
Get Awkward
Be Your Own Pet sind nicht mehr die Jüngsten. (Es gibt Sätze, bei denen freut man sich jahrelang, dass man sie schreiben kann, hihi; aber im Ernst:) Die Bandälteste, Sängerin Jemima Pearl, darf ab Juni ihr Bier selbst bestellen, und Schlagzeuger John Eatherly wird im März auch schon 18. Das macht erst mal nicht viel – auch das zweite Album der Rüpelbande aus Nashville rast, fetzt, dröhnt und klappert dermaßen los, dass man stellenweise eine Ahnung kriegt, wie es sich anhören könnte, wenn eines Tages das Universum wieder zu einer Singularität zusammen- flappt und den nächsten Urknall ausbrütet. Aber der Sensations- effekt des Debüts ist weg, drum müssen schwerere Geschütze aufgefahren werden: hals- und beinbrecherische Breaks, ein Tempo wie ein Sattelschlepper mit Raketentriebwerk, und Riff- lawinen, die andere Bands selbst in Ultrazeitlupe auf die Intensiv- station brächten. Dass sich dazwischen zwei wunderbare, fast „normale“ Popsongs verbergen („You’re A Waste“ und „Creepy Crawl“), überrascht nur die, die letztes Mal nicht richtig hin- und „October, First Account“ überhört haben.Inzwischen haben Be Your Own Pet auch gelernt, wie man aus einem Sixties-Nostalgie-Schlager mit Hitpotenzial einen geilen Haufen Rock’n’Roll-Dreck macht („Beck“), und manchmal gerät die Raserei dermaßen außer Kontrolle, dass Free-Jazz-Fans hellhörig werden könnten. Der Rest ist in gut hundert Auftritten derart auf Rasiermesserschärfe geschliffen, dass man damit Atomkerne spalten könnte, atemberaubend ge-, aber das Gegenteil von erwachsen und darum die beste und deutlichste Antwort, die man geben kann, wenn die Kinder daherkommen und fragen: Papi, was ist das eigentlich – Rockmusik? Das ist sie: wild, unverschämt, sexy, schlau, zügellos, witzig, böse, irrsinnig, laut, brutal und saugefährlich – wer nicht aufpasst, dem bläst sie das Hirn, die Gesellschaftsordnung und die Welt weg. Dass ich mich damit wiederholen muss, ist irgendwie paradox, aber was tun?
Michael Sailer – 21.03.2008
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