Beck Live :: Hamburg, Knust
Der schmächtige Blondschopf mit den ausgelatschten Wildleder-Mokassins, der wirkt, als habe er gerade seinen 14. Geburtstag gefeiert, hat kaum die Bühne des Hamburger Knust betreten, da hat er auch schon alle Sympathien auf seiner Seite: Beck präsentiert sich augenzwinkernd als unwiderstehliche Mischung aus Vollblut-Musiker, Slam-Poet und Stand-Up-Comedian. Schon bei den ersten Songs, zum Großteil aus seinem stillen, blueslastigen Album ‚One Foot In The Grave‘, zum Teil auch aus ‚Mellow Gold‘, geben selbst die hartgesottensten Fans das Mitsingen auf: Beck verändert ständig seine Texte, baut Zurufe aus dem Publikum ein oder albert herum. Zwischendurch klingelt es plötzlich in seiner Hosentasche. Beck zieht ein pinkfarbenes Plastik-Handy heraus – ein Barbie-Phon. Nachdem Barbie auf die wiederholte Frage, was denn nun genau mit Ken am Laufen wäre, immer wieder nur „Great! Let’s go and have a pizza with Skipper!“ antwortet, vertagt Beck das Telefonat. Statt dessen bittet er um Unterstützung aus dem Publikum: er braucht eine „Human Beat Box“ für eine HipHop-Einlage. Schließlich erklimmt ein Herr mit Duschhaube auf dem Kopf die Bühne und gibt einen Beat mit seltsamen Uga-Uga-Lauten vor. Beck ist begeistert: Nachdem er sich noch eine „Posse“ aus Zuschauern auf die Bühne geholt hat, beginnt er ausgelassen zum Gorilla-Groove zu rappen: Er bastelt Nonsense-Texte, hüpft herum und würzt den improvisierten HipHop mit ausgelassenen Munharmonika-Soli. Aus seinem neuen Album hat er allerdings nichts mitgebracht – die Songs mit ausgefeilten Grooves eignen sich nicht für ein Akustik-Programm. Dafür sparte er sich aber auch seinen mittlerweile allzu abgenudelten Hit ‚Loser‘. Wie gesagt – sehr sympathisch.
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