Bee Gees :: Odessa
Ganz, ganz selten nur passen Verpackung und musikalischer Inhalt so perfekt zusammen wie bei der Neuauflage des vierten Longplayers der Gebrüder Gibb: Güldene Lettern auf wein rotem Samt – so liegt die Drei-CD-Minibox ODESSA vor einem, ein Fest des Haptischen, und genauso weich, fluffig, gediegen, hymnisch kommt die Musik dieses Anfang 1969 als Doppel-LP erschienenen Konzeptwerks daher. Ah, Überschwang! Pathos! Pomp! Circumstances! Myriaden von Akustikgitarren, opulenteste Streicher, mächtiges Getrommel, majestätische Klavierakkorde und die dünnen, gleichwohl (Klang-) Kathedralen füllenden Chorknabenstimmen von Barry, Robin und Maurice verbinden sich zu einem Beben und Sehnen, Schwelgen und Schmachten, zu etwas, was Bruder Barry in typisch britischem Understatement einst „jusl ballads with an emotional message“ nannte. Natürlich beginnt einem dieses grandiose Die-Posaunen-von-Jericho-Gedöns auf halbem Weg mächtig auf die Nerven zu gehen, aber immer wieder erwischen die Buben einen mit einer Hookline, mit einer dieser naiven Melodien („Lamplight“, „First Of May“), die das Herz höher schlagen lassen. Ein Segen auch, dass vereinzelte Amerikanismen (das countryeske „Marley Purt Drive“ etwa) diesen Alte-Welt-Bombast ein wenig auflockern. Die Box enthält den Stereo- und den Mono-Mix des Albums sowie die CD „Sketches For Odessa“ mit Demos und alternativen Versionen, die allenfalls für eingefleischte Bee-Gees-Fans von Interesse sein dürfte.
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