Ben Kweller – Changing Horses

Darf man die bei einigen Musikern im vergangenen Jahr gewachsene Vorliebe für das Country-Genre schon mit dem Etikett „Trend“ belegen oder wäre das zuviel des Resümierens und Bewertens? Eigentlich wären da nur die paar HipHopper (u.a. Akon, Nelly und Snoop Dog), die angeblich bereits den amerikanischen Country-Markt unterwandert haben. Bei Conor Oberst und seinen Bright Eyes war ja sowieso stets eine gewisse dahin gehende Neigung nicht nur latent vorhanden. Nun hat also Ben Kweller zumindest zeitweise sein Indie-Pop-Ross im Stall verstaut und dafür seinen von Garth Brooks zugerittenen Gaul gesattelt. Eine gute Entscheidung, denn, was Songgüte angeht, knüpft Changing Horses da an, wo Ben Kweller aufgehört hat. Nur diesmal liefert Kweller eben keine Vorzeige-Pop-Kracher der Marke „handgemacht“ (doch, einen: „Sawdust Man“), diesmal sind es Country-Songs. Exzellente Country-Songs. „Gypsy Rose“ tuckert gemächlich los und präsentiert auch schon alle wichtigen Country-lnsignien: Banjo, Steel- bzw. Slideguitar und dudelige Pickings. Der Cash’sche Boom-Chicka-Boom-Güterzug wird natürlich auch zitiert, im offensichtlichsten Hit auf Changing Horses: „Fight“. Dass sich Kwellers Ausflug ins Ländliche zu jedem Zeitpunkt absolut natürlich anfühlt und nie wie eine bloße Pose anmutet, mag zunächst ein wenig verwundern, doch das muss es gar nicht. Kweller inhalierte diese Musik bereits in seiner Jugend in Greenville,Texas: „Garth Brooks, Alan Jackson – those guys ruled the radio when I was eleven. After The Beatles and before Nirvana, country music was the Soundtrack to my life.“

Ben Kweller ist dem „Trend“ also um Jahre voraus.

www.benkweller.com