Bernard Butler – Friends And Lovers

Manchmal sind die Rollen bei den Rock n Roll-Traumpaaren einfach falsch vergeben. Man stelle sich nur vor, Bernard Butler hätte statt Brett Anderson die Stelle als Bigmouth und Crooner bei Suede übernommen, und Anderson wäre an Gitarre und anderen raumfüllenden Klangmaschinen zugange gewesen. Die Halbwertszeit so manches Suede-Stückes, so darf man heute mutmaßen, wäre sicherlich größer gewesen. Auch mit seinem zweiten Solo-Album demonstriert Butler wieder abseits aktueller Elektrizismen seine Qualitäten als Sänger und Songwriter. Der Gitarrist im Butler bleibt dabei weitgehend teamfreundlich orientiert, bis auf einige in die Westcoast driftende Dudeleien („Cocoon“). So weit angelegt des Künstlers Spektrum an musikalischen Teilhaberschaften und Kollaborationen auch ist (von Bryan Ferry über Radiohead bis hin zu den Sparks), die 16 Tracks auf FRIENDS AND LOVERS sind aus einem Gitarren-Pop-Guß. Mit zunehmender Album-Dauer macht sich eine Tendenz ins Epische bemerkbar, erstmals bei der breit schillernden Ballade „No Easy Way Out“. Später dann hängt Bernard Butler bleischwer auf den Pianotasten (in „Precious“) und träumt in „You’ll Feel It When You’re Mine“ schließlich jenen noisigen Traum, dem jeder Gitarrist seit Neil Young schon einmal nachgehangen ist. Hier und heute hat Anderson alle Haupt- und Nebenrollen übernommen. Und das tut dieser Aufführung ganz gut.