Big Head Todd & The Monsters – Beautiful World

In einem sanft vor sich hinschnurrenden Chevy über einsame Highways düsen, die endlose Weite genießen, an einer gottverlassenen Tankstelle auf ein Bierchen haltmachen und dann weiter, hinein ins Herz Amerikas: eine mythische Reise, die Altbekanntes durch einen veränderten Blickwinkel brechen, in Neues verwandeln kann. Ähnlich funktioniert die Musik von Big Head Todd & The Monsters. Sie wissen um Traditionen, ohne altmodisch zu wirken, um die Bedeutung handwerklicher Fähigkeiten, ohne in Biederkeit zu erstarren. Deshalb gab’s zu recht Anerkennung für ihr ’94er Debüt STRATEGEM, deshalb ist der Nachfolger BEAUTIFUL WORLD wieder eine runde Sache. Todd Mark Mohr und seine Mannen haben zwölf gute bis feine Songs eingespielt, die zwar nie ihre Vorbilder verleugnen, dabei aber stets ein eigenständiges Profil wahren, nebenbei bemerkt: Wenn im gutgelaunten Country Rock von ‚True Lady‘ Anklänge an Creedence Clearwater Revival herauszuhören sind oder im bissig groovenden Titelstück Erinnerungen an den Steve Miller der FLY LIKE AN EAGLE-Phase wach werden, sind das nicht die schlechtesten Referenzen. Vielseitigkeit ist eine Stärke dieses Albums: Das verhaltene ‚Crazy Mary‘ hat beinahe Pop-Appeal, ehe es in sumpfigen Lärm ä la Neil Young abgleitet und schließlich sanft ausschwingt. ‚Tower‘ bietet psychedelischen Folkrock, ‚If You Can’t Slow Down‘ kommt als Soul-Ballade aus der Gänsehaut-Liga, ‚Please Don’t Teil Her‘ als schwebender Reggae mit watteweichem Saitenklang. John Lee Hookers ‚Boom Boom‘ wird durch Gastvocals des Blues-Grandseigneurs geadelt, während die Monsters dazu rocken wie eine megacoole Ausgabe von ZZ Top. Zweiter Pluspunkt: Todd Mohr läßt den Songs Raum zum Atmen, versteht sich auf die Kunst des Weglassens. Und weil aller guten Dinge drei sind, sei noch auf des Meisters prächtige Gitarrenkünste hingewiesen.