Bill Callahan :: Apocalypse

Singer, ja. Songwriter, ja. Hier wächst der Amerikaner in den Rang eines Soul-Künstlers.

Bill Callahan hat sein neues Album mit einem Plakat angekündigt, auf dem nicht viel mehr als Künstler, Titel und Veröffentlichungsdatum vermerkt sind. Wer sich vom Schriftsatz mit den antiken Wild-West-Lettern leiten lässt, tappt in die Callahan-Falle. Apocalypse markiert keine Hinwendung zu Country- und Westernsong, auch wenn Fiedel und Slidegitarre kurze Einsätze haben. Für ein paar Sekunden ist der warme, weltumarmende Bariton Callahans freigestellt („The real people went away …“), dann beginnt „The Drover“, ein enorm galoppierender Folksong, in dem Gitarrenfeedback aus der Traumfabrik des Künstlers schießen darf, alles schön geordnet aber, bei klarsten Soundverhältnissen, unterbrochen von den lauten, lauten Pausen, in denen die Musik in unseren Köpfen nachhallt. Es gibt noch ein halbes Dutzend solch mitreißender, dramatischer Lieder aus dem Hier und Jetzt Callahans, die über Gesang und Gitarren atmen. Bill Callahan nimmt den Hörer mit dieser Stimme an die Hand und führt ihn durch die manchmal unwirkliche Welt Amerikas. Dabei ist der Boogie mit dem Titel „America!“ die einzige musikalische Schwachstelle auf diesem Album, das unbedingt in die schon recht lange Reihe der Meisterwerke unter den Namen „Callahan“ und „Smog“ gestellt werden muss. Callahan pfeift zum Piano, er lässt Flöte spielen und gönnt sich das kurze Beben vor dem Grollen der Gitarren, die Worte dürfen auf seinen Lippen zergehen, er kann sie leise streicheln. Über den schwimmenden Keyboardakkorden von „Riding For The Feeling“ wird Bill Callahan zu einem der größten Soulsänger dieser Tage. Apokalypse, komm!