Bill Fay Bill Fay / Time Of The Last Persecution
„The missing link between Nick Drake, Ray Davies and Bob Dylan.“ Der Sticker auf diesen beiden Reissues aus den Jahren 1970 und 1971 mag in der guten Absicht dort kleben, wo er jetzt klebt, nämlich als Richtungsanzeiger im Dickicht der wiederentdeckten Singer/Songwriter aus den späten 60ern und frühen 70ern. Das war genau jene Phase, in der schlicht zu viele ambitionierte Liedarchitekten mit ihren Alben aufschlugen, um von einem breiten Publikum noch wahrgenommen zu werden, das schon im Begriff war. die Fenster weit zu öffnen für die Windmaschinen der neuen Rockmusik. Davon abgesehen, daß Nick-Drake-Hinweise einfach verboten sind – die beiden Alben Bill Fay (4,5) und Time Of The Last Persecution (4,5) stellen einen Songwriter von eigener Klasse vor. im ersten Fall fürstlich gebettet in einen Schwall von Streichern. Bläsern, Flöten, Harfen, Orgel und Banjo, der über den lyrischen Auftritt Fays nur so hinwegfegt in den Texten, schreibt Fay, suchte er schlicht nach Bedeutung]. Kaum zu glauben, wenn man weiß, daß für so eine Produktion heute mindestens ein halbes Jahr veranschlagt würde: Das Debüt des Briten wurde an einem einzigen Tag aufgenommen und am folgenden fertiggestellt. Fay hatte seine Songs am Piano eingespielt. Arrangeur Mike Gibbs überraschte ihn am nächsten Tag mit einem 27-köpfigen Orchester im Studio, auch mußte er dem Künstler mitteilen, daß er dessen Songs schon um einiges ergänzt hätte. Die ganze Nacht will Gibbs wachgelegen haben in der Angst, Fay vor den Kopf zu stoßen. Doch der konnte Gibbs nicht genug für das Erlebnis danken, seine eigenen Songs kaum wiedererkannt zu haben. Die eigentliche Entdeckung ist CD Nummer zwei: Fay, diesmal flankiert von britischen Jazz- und Rock-Musikern seines Vertrauens, sucht sich und die Welt nun in spirituellen Dimensionen, Text und Musik nähern sich in zahlreichen Schleifen aneinander an, dunkel, brüchig, voller böser Attacken. Auf eine Art erinnert das an den frühen Warren Zevon. Beide Wiederveröffentlichungen sind mit aktuellen Liner Notes von Bill Fay versehen, sie enthalten die Original-Hüllen-Texte und Besetzungs-Listen. Auf zwei Bonus-Tracks von 1967 kann man hören, was Fay hätte initiieren können, wenn er ein paar Jahre früher die Pop-Bühne betreten hätte: einen tiefen Schrei in den Wohnzimmern der Beatles-Fans.
www.billfay.co.uk
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