Billy Bragg :: Volume 2

Polit-Folk: Der Herrlichkeit zweiter Teil - Billy Braggs vier Alben der Jahre 1988 bis 2002, ebenso viele Bonus-CDs mit Raritäten und eine Konzert-DVD. Do schmelzen nicht nur Fan-Herzen im Akkord.

Man kann ohne Weiteres behaupten, dass Billy Bragg spätestens Mitte der 90er-Jahre in einer schweren Schaffenskrise war. Was er selbst in der Rückschau so erklärt:“.Mein ideologischer Kosmos war durcheinander geraten: Bush senior, Thatcher, Apartheid, Nicaragua – auf einmal waren alle diese schönen Feindbilder weg. All das musste ich verpacken, und das war einfach zu viel. Und dann bin ich auch noch Vater geworden. Nun – des Musikers Sohn, Jack Bragg, ist mittlerweile aus dem Gröbsten raus, die Welt ist keinesfalls eine andere als 1996, eine bessere schon gar nicht, und die Probleme haben anno 2006 allenfalls andere Namen. Mit denen aber wollen wir diesen Text nicht besudeln, sondern noch einmal konstatieren, dass William blöke 2 (19961 bis heute Billy Braggs schwächstes Album ist. Musikalisch und textlich eiert es ziellos vor sich hin, nicht einmal Fans (und der Autor dieser Zeilen ist einer, fürwahr) erinnern sich auf Anhieb an nur einen Songtitel. Da sind die anderen Alben, die sich in BILLY brags volume 2 tummeln, dem zweiten Teil der Werkschau des Singer/Songwriters, von anderem Kaliber. WORKERS PLAYTIME 5 1988] ist eine kluge Abrechnung mit seiner Lieblingsfeindin Maggie Thatcher (Bragg: „eine Landplage“), auf dem Album wird der @socialism of the heart“ propagiert und klipp und klar gemacht, dass Einkaufen keine Metapher für Leben ist. Und „Waiting For The Great Leap Forwards“, der Song, in dem Bragg das Warten auf eine neue Weltordnung partout nicht aufgibt, ist auch mit drauf. Ähnlich gut, wenn auch ungleich poppiger geraten, ist DON‘ TRY THIS AT home 5 (1991J. Mit Unterstützung von Smiths-Gitarrist Johnny Marr ist Bragg von Folk- und Postpunk so weit weg wie noch nie, und insbesondere „Sexuality“ hat Textzeilen parat, die man noch heute in jede Parkbank schnitzen kann – und damit einem solch öffentlichen Sitzmöbel fraglos einen Mehrwert beschert. Die Batterien frisch aufgeladen durch die Musik, die er zu den Texten der Folk-Legende Woody Guthrie schrieb, veröffentlichte Billy Bragg 2002 sein bis dato letztes Album. „Mixin‘ pop and politics“, das Credo von Billy Bragg. funktioniert auf ENGLAND, HALF ENGLISH 4 wieder prima; der Sänger hat sich selbst wieder und die Themen neu gefunden. Billy Bragg kümmert sich um Globalisierung, Bevölkerungsexplosion, Krankenversicherung und McDonalds – und muss auch in Bezug auf die eigene Identität nicht passen: Im Song „Take Down The Union Jack“ diagnostiziert Bragg „it’s not a proper country“ und zeigt dem Land dann seinen Hintern: „What could be more Brilish than here’s apicture ofmybum?“ So geht aufgeklärter Patriotismus, der nicht dämlich stolz und keinesfalls aufdringlich daherkommt, und wie Ironie geht, erklärt Billy Bragg auf der DVD IF YOU’VE GOT A GUESTlist … 5, die den Mitschnitt zweier Konzerte enthält (von 1991 und 2006].“.Ironie ist“, erklärt der Labour-Anhänger Bragg seiner Kundschaft. „wenn die Labour-Politiker auf ihren Parteitagen ,We are the Champions‘ laufen lassen.“