Billy Bragg :: William Bloke

Das Labour-Parteibuch ging bereits zum Golfkrieg an die Genossen zurück. Thatcher ist als Feindbild verschwunden. Atomkraftwerke werden trotzdem gebaut, und selbst das Problem wurde gelöst: ‚I don’t want to change the world, I’m not looking for a new England, I’m just looking for another girl‘ (sein bisher größter Hit ‚A New England‘ ). Another girl heißt juliet und mit ihr hat Billy Bragg, der einstige einsame, lautverstärkte Protest-Sologitarrist seit drei Jahren Sohn Jack – der Rückzug ins Private: ‚With a socialism of the heart“. Die lange Auszeit seit seinem letzten Werk DON’T TRY THIS AT HOME hat jetzt aber trotzdem ein Ende. Doch braucht England seinen Billy noch? Rechts und links verschwimmen, das Hauptproblem sind wahnsinnige Rinder und ein gutes Gewissen zur Auslegungssache geworden. In seiner Funktion als solches, linkes wäre dem ‚Red Wedge‘-Aktivisten eindeutigerer Tage heute also nicht mehr als die harte Holzbank im Wartezimmer des Arbeitsamtes sicher. Doch trotz Verwirrung keine Resignation: Bragg stellt den Ist-Zustand mehr oder weniger klassenübergreifend in melancholischer, sagenhaft schöner Alltagspoesie fest und bleibt dennoch revolutionsbereit. Daß an ihm zudem ein unverbesserlicher Romantiker hängengeblieben ist, weiß man spätestens seit ‚A New England‘ und catchy Popsongs schreiben hat er nicht erst durch den Ex-Smiths-Gitarristen Johnny Marr gelernt (Single-Hit ‚Sexuality‘).