Black Crowes – Three Snakes And One Charme

Als die Crowes ihr ’94er (Meister-)Werk AMORICA veröffentlichten, wurden Vorurteile und abfällige Vergleiche haufenweise begraben. Der magmaschwere, von Kongas und Riffs flankierte Mix aus Southern-, Retro- und Latino-Rock war so ausgefallen und eigenständig, daß alle eingefleischten Vergleiche mit dem britischen Rhythm’n’Booze der Prä-Punk-Ära abwegig erschienen. Knapp zwei Jahre später sind Geist(er) und Sound der Faces und Bad Company wieder zurück. THREE SNAKES… ist die GASOLINE ALLEY und der STRAIGHT SHOOTER der Crowes. Das Album startet so dokumentarisch, daß man Stewarty und Woody leibhaftig im Studio wähnt. Von einer urgewaltigen Slideguitar und der inbrünstig narbigen Stimme Chris Robinsons geprägt, führt der bleierne Opener in düsterste Bluesrockgefilde ‚Under A Mountain‘. ‚Good Friday‘ klingt schwermütig wie ein bloody Sabbath, ‚Black Berry‘ ist der würdige Wiedergänger von Jung-Rod’s BLIND PRAYER (1970) und ‚Pawnshop Girl‘ eine perfekte Reverenz an Paul Rodgers‘ einstige melodiegewordene Beschwörungen des Weltenendes. Noch der schmissigste Album-Song (‚How Much For You Wings‘) hat den kongenialen Rhythmus zur Heimkehr der Kriegsgefangenen aus dem Steinbruch. Doch die konzeptionelle Melancholie der Combo aus Atlanta ist von einer solchen musikalischen Perfektion und urwüchsigen Energie, daß das Zuhören für jeden emanzipierten Rocker ein Hochgenuß ist. Robinson fasziniert mit sensationeller Wandlungsfähigkeit zwischen barscher Power und brüchiger Hingabe, und das Soundkondensat aus süffigem Riffrock ringt selbst mittelmäßigem Songmaterial wie ‚Evil Eye‘ hymnenhafte Größe ab. THREE SNAKES… erteilt den Retromaniacs aller Länder eine Lektion in progressiver Nostalgie.