Blackmail, Aerial View :: VÖ: 13.1.

Ungerecht, daß Blackmail immer noch keinen wenigsten nationalen Indie-Starstatus haben. Andererseits: Eine auf diese Art und überlieferte Weise alternativ rockende Kapelle, die einem gar keine andere Wahl läßt, als sie weiterhin zwischen The Notwist früher und Placebo heute zu verorten, wünscht man sich auch nicht auf den Thron. Die wünscht man sich hinein in den Club, den 300er, den sie schwitzend macht. In Plattenregal-Reihen, in die man erst später am Abend greift, wenn Worte einem mühsamer über die träge Zunge purzeln, der Turnschuhfuß aber mitstampfen mag. Ein Sitzsack: dein Sattel. Also, man sollte nichts Schlechtes über Blackmail sagen. Sie haben sich meist mehr Mühe mit den Arrangements gegeben als Placebo z.B. Nur waren die von Anfang an fatalistischer, ungenierter, kitschiger… mehr Pop also. Blackmail haben sich aber auch nicht in die Popverkunstung verstiegen wie The Notwist eben, sind immer Stiefel-auf-Erde geblieben. Und wenn jetzt doch mal Bläsern ein betörendes Intermezzo gestattet wird, dann nur, um sie im nächsten Sturm ein Riff mehr über die Gitarre pusten zu lassen („Couldn’t Care Less“). Wer Blackmail für das mag, was sie sind, und dafür, daß sie anders gar nicht sein wollen, wird sich über AERIAL VIEW freuen: Der Rock läuft – gerne in seiner erfurchtgebietendsten Gestalt, der Hymne nie allzu weit weg, auch wenn die Koblenzer wieder an Synthesizern und Effektgeräten schrauben, Aydos Abgesang mit Männerchören neu einzufärben versuchen. Spätestens Kurt Ebelhäusers fein geschliffene Axt rückt alles wieder ins rechte Licht. Doch gerade eine nach alter Väter Sitte geknetete Rockballade wie „Never Forever“ zeigt wieder: Man schätzt an Blackmail vor allem solche Qualitäten, die man bei anderen Bands nicht gelten lassen mag.

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