Bob James – Sechs Alben

Hierzulande nahezu unbekannt, genießt der Keyboarder Bob James seit den frühen siebziger Jahren in seiner Heimat USA einen fast schon legendären Status. Sowohl als Begleitmusiker für u.a. Roberta Flack, Phoebe Snow, als Bandmitglied bei Montrose oder als versierter Studiocrack mit ungewöhnlichem Komponierwie Arrangiergespür ist der eigentlich dem Jazz-Fusion-Umfeld entstammende Musiker gefragt. Zwischen zahlreichen Fremdproduktionen fand der unscheinbare, aber stets elegant gekleidete James immer wieder Zeit für eigene Produktionen. Sechs seiner zwischen 1974 und 78 erschienenen, lange vergriffenen Longplayer, sind erstmals auf CD erhältlich. Etwaige qualitative Unterschiede zwischen den ersten vier Alben, ONE (ES-MCD 842623) 4 Sterne, TWO (ESMCD 842722) 4 Sterne , THREE (ESMCD 842821) 5 Sterne und, mit Abstrichen BJ4 (ESMCD 842920) 3 Sterne, sind kaum abstufbar. Ähnlich wie sein zur gleichen Zeit erfolgreicher südamerikansicher Kollege Eumir Deodato (‚Also sprach Zarathustra‘), konzipierte Bob James einen variationsreichen Stil zwischen angejazzten Coverversionen bekannter Song-klassiker, arrangierte Themen klassischer Komponisten (Mussorgsky, Bizet) zu überlangen Soulfunksujets um, oder bezog bei seinen Eigenwerken Elemente der karibischen, indianischen und irischen Folklore mit ein. Manchmal geriet die bis auf wenige Ausnahmen rein instrumentale Klangmelange in allzu seichte Gewässer — aber wohl gerade deshalb verkauften sich seine ideal als Hintergrundmusik geeigneten Alben in Millionenauflage. Regelmäßige Gastmusiker bei diesen mitunter im üppigen, großorchestrierten Produktionsstil gehaltenen Werken, waren befreundete Kollegen wie die Gitarristen Eric Gale und Earl Klugh, Trompeter Randy Brecker, die Schlagzeuger Steve Gadd und Andy Newmark, sowie die ebenfalls als Solisten im gleichen Genre bekannten Saxophonisten Grover Washington Jr. und David Sanborn. Mit HEADS (ESMCD 843026) 2 Sterne und TOUCH DOWN (ES-MCD 843125) 2 Sterne, wechselte der immer synthetischer und blutarmer klingende Virtusoe schließlich in die belanglose Kategorie „Musik bis zum frühen Morgen“ über. Einzig die Themenmelodie zum damaligen TV-Sit-Comedy-Renner ‚Taxi‘ besitzt noch unterschwelligen Reiz. Im Zuge des Easy Listening-Revivals sind zumindest die Frühwerke eine Entdeckung wert.