Bonnie Raitt – Silver Lining

So kann s gehen: Rhythm n‘ Blues ist beinahe schon ein Schimpfwort geworden, und die Schuld daran tragen all die blassen Plastik-Chanteusen, die ihren Dance-Pop ernsthaft als Soul oder eben R n‘ B verkaufen. Aber es geht auch anders: Ein Song wie Bonnie Raitts,“Cant Help You Now“ ist sicher auch radiotauglich, klingt aber deshalb nicht gleich wie im Disneyland produziert. Wer jetzt das Klischee erfüllt sieht, nachdem authentischer R ’n‘ B Reife und Lebenserfahrung erfordert, sollte ganz schnell einen Gang zurückschalten, schließlich ist gute Musik nicht zwangsläufig eine Frage des Alters. Eher der Einstellung, und die stimmt bei Bonnie Raitt: keine billigen Tricks, die Emotionalität vortäuschen, statt dessen solides Handwerk und ein Gespür für den Groove. Innovativ ist das natürlich kaum, mit SILVER LINING bedient Bonnie Raitt einen konservativen Musikgeschmack, aber das ist ihr gutes Recht. Zumindest spiegelt sie nicht vor, etwas anderes zu sein als eine R ’n‘ B-Sängerin, die noch dazu eine klasse Gitarre spielt. Die Songs biedern sich nicht mit pseudo-juvenilen Loops an, und gerappt wird auch nicht, sondern ganz klassisch gesungen. Ihrem Rhythm n‘ Blues-Grundsatz wird Bonnie Raitt nur dreimal ein bisschen untreu, „Wherever You May Be “ und „Wounded Heart“ sind Popballaden, und das afrikanisch angehauchte „Hear Me Lord“ klingt irgendwie nach Paul Simon.

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