Born Ruffians :: Say It

Warp/Rough Trade

Rumpeln und Holpern vom Feinsten: Die kanadischen Indie-Rock-Agenten besitzen eine entscheidende Qualität: Sie trauen sich was.

Was Born Ruffians zur 20-Jahre-Warp-Feier im September vergangenen Jahres beizutragen hatten, verriet schon eine ganze Menge über die besonderen Qualitäten der Band aus Toronto. Auf dem RECREATED-Album, das 21 Warp-Classics in Neubearbeitungen eines jeweils anderen Label-Künstlers präsentierte, stellten die Ruffians den intelligenten Techno-Gott Aphex Twin von den Füßen auf den Kopf und verpassten dem Medley „Milkman/To Cure A Weakling Child“ ein Gegröle und Gejohle, das man jeder Kirmescoverband um die Ohren gehauen hätte. Auf Turbulenzen dieser Art war der Indie-Rock-Hörer nicht mehr vorbereitet. Merke: Die trauen sich was. Das war bereits dem Debüt RED YELLOW AND BLUE 2008 zu entnehmen, und das setzt sich auf SAY IT fort. Über die Strecke von knapp 40 Minuten haben Luke Lalonde (Gesang, Gitarre), Mitch Derosier (Bass) und Steve Hamelin (Drums) eine Meisterschaft im Rumpeln und Holpern entwickelt, die nichts, aber auch gar nichts mit dem üblicherweise dafür verdächtigen Garage Rock zu tun hat. Am besten klingt das, wenn die Band ihre Themen mit minimalen Gitarrenmelodien und kleinem Bass umkreist, die Songs stoppt und wieder anschiebt und Lalonde genügend Raum für seine vokalen Extratouren lässt („What To Say“). Das ist so etwas wie ein Markenzeichensound geworden. Größeren Entwicklungen im Pop verschließt die Band sich allen egomanen Tendenzen zum Trotz dann aber nicht, mit „Higher & Higher“ leisten jetzt auch Born Ruffians ihren Beitrag zur globalen Afrobeat-Sause. Da will zwar niemand mit Highlife-Gitarren wegfliegen, aber der Versuch, Sackhüpfen mit Saiteninstrumenten zu veranstalten, ist auch aller Ehren wert. Und wer sich noch an eine Band namens Morphine erinnert, wird eine ungefähre Vorstellung davon bekommen, was Born Ruffians mit einem Saxofon im Indie-Rock anstellen können („Come Back“). Selbst einen Reggae („Blood, The Sun & Water“) wissen Lalonde, Derosier und Hamelin in ihrer Sprache zu buchstabieren. Zum Finale sind Born Ruffians „At Home Now“, wo immer das genau sein mag. Es ist jedenfalls ein Ort, an dem mit atemberaubenden Gleichlaufschwankungen gespielt und gesungen wird.

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