Bright Eyes – Cassadaga :: Bye-Bye, Boy-Wonder

Sinfonie Folkfürs große Publikum. Bevor Conor Oberst sich on the road durch sein Amerika begab, hat der Geist uon Phil Spector ihn heimgesucht.

Bye-byeboy-wonder! Natürlich blieb Conor Oberst nicht davon verschont, sich mit den Erwartungen auseinanderzusetzen, die die Anderen, die Konsumenten, die Kritiker, die Anti-Bush-Gemeinde, die sie alle von ihm hatten. Und die Zahl der „Anderen“ wuchs nicht erst nach Obersts Zwei-Alben-auf-einen-Streich-Couple M WIDE AWAKE it’s morning/ digital ash in a digitalurn (2005). In Biografien wird an solchen Stellen immer auf den kritischen Moment hingewiesen, den ein Künstler mit Öffnung und Entwicklung (allgemein: Reife) oder mit dem Rückzug in Subszenen oder chinesische Katzenmusik (allgemein: Kinderei, Indie-Karriere) beantworten kann. Um es rundheraus zu sagen: Der Omaha-Boy, der schon lange kein Boy, aber immer noch ein Wunder in der profanen Popwelt ist, hat sich ohne Wenn und Aber für Version 1 entschieden. Streicher, Streicher, allüberall, gezupft und in orchestraler Pracht – die neuen Songs atmen Frühlingsluft, fahren übers weite Land, nehmen jeden Wind mit, jede Geschichte, jede Entdeckung, jede Teufelsfratze. Dieses Album erinnert mich mit seinen Geschichten an Henry Millers „Der klimatisierte Alptraum“ (1945), diesen 10.000-Meilen-Trip durch das Land des unbegrenzten Wahnsinns. „Four Winds“, vorab als Single veröffentlicht, die mehr EP ist (und fünf Non-Album-Tracks enthält), nähert sich dem titelgebenden Ort CASSADAGA in Zentralflorida, keine Autostunde von Orlando und Disney World entfernt. Von den Blüten der Magnolienbäume erzählt man sich, dass sie größer als in ganz Florida sind, und von den Menschen, die dort leben, dass sie übersinnliche Kräfte haben und mit Verstorbenen kommunizieren können. Eine spirituelle Gemeinschaft, der sich eine Industrie aus Wahrsagern und Kristallguckern angeschlossen hat. „Tnere’s people always dying tryingto Iceep em alive /There’s boiii.es decomposing in Containers tonight“, singt Oberst mit dem ihm eigenen Getriebensein in der Stimme, während die Fiedeln putzmunter aufspielen. Oberst, unterstützt von einer Clique von Top -Künstlern, wie man sie eigentlich auf keiner Platte haben möchte, aber wir wollen gar nicht meckern, weil wir diese Bande der Besserspieler eh kaum herausgehört haben – John McEntire, Songwriter-Kollege M. Ward, Maria Taylor, anet Weiss (Ex-Sleater-Kinney), Ben Kweller und Andy LeMaster (Now It’s Overhead). Die Ethno-Vocals von „Coat Check Dream Song“ muss man nicht mögen, das psychedelische lntTO („Clairaudients (Kill OrBe Killed)“) um so mehr, oder den süperben Mountain-Folk von „Middleman“. Hin und wieder zieht der Sänger uns auch in seine eigene Rock- und Pop-Geschichte, ein paar Momente lang, auf der Suche nach dem, was er sein könnte und was er in den Projektionen der anderen ist: was a hopeless romantic/Now I’m just turning tricks“, singt Oberst in „Soul Singer In A Session Band“. Er hat gerade sein Book Of America geschrieben. Und wenn nicht alles tauscht, hat der Geist von Phil Spector Conor Oberst vorher heimgesucht.

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