Broken Social Scene Broken Social Scene :: Höher, weiter, unverschämter

Kevin Drew und Brendan Caning sind die Leithammel der sieben bis 27, die seit 1999 unter dem Namen Broken Social Scene zusammenkommen und Platten machen, die sie sich selbst nichc erklären können. Das galt schon für Feel Good Lost und erst recht für You Forgot It In People (in Deutschland im vergangenen Jahr veröffentlicht). Zu diesen sieben bis 27, die sich auf den Broken-Social-Scene-PIatten austauschen, beflügeln und mit Ideen bespielen, gehören jetzt Sängerin Leslie Feist, Rapper K-OS, Amy Millan, Evan Cranley und Torquil Campbell von den Stars, Justin Peroff und Andrew Whiteman von Apostle Of Hüstle, Emily Haines & Charles Shaw (= Metric), Murray Lightburn von den Dears (um nur die Hälfte zu nennen). Wie sich da die Kreise mischen, muß man sich ungefähr so vorstellen, als würden die Musiker über- und untereinander Liebe machen – ungeachtet anderer Bandbeziehungen. Die geballte Kompetenz der aktuellen kanadischen Indiepopszene also, besser gesagt ihre letzte Konsequenz: Weil Kanadier ausgesucht nette Menschen sind, vermögen sie in Rudelbildung und Großgruppenverband die Tendenz zu geordnetem avantgardistischem Spaß zu entwickeln (siehe auch: Arcade Fire, Hidden Cameras, Godspeed You! Black Emperor, die Väter des neuen Selbstbewußtseins unterm Ahornblatt). Es gab so viele Tracks, die nach zwei Aufnahme-Etappen vorlagen, daß die Broken-Social-Scene-Bandmitglieder nachher schon nicht mehr wußten, was sie da getan haben, sagt Kevin Drew. In BSS-Songs passieren die Dinge manchmal vollkommen überraschend, und wenn das beim ersten Hördurchlauf durchaus noch zur Verwirrung beiträgt, fügen sich die einzelnen Spuren, die Super-Duper-Chöre und querlaufenden Bläsersätze, die Fullpower-Gitarren und die Doppel-und Dreifachdrums bald zu einem klaren großen Ganzen zusammen, das man nur nicht nachsingen kann. Der Gesang klebt auch nie oben drauf Es gibt, grob gesagt, drei Typen von Beiträgen auf diesem opulenten, labyrinthischen und generell unwiderstehlichen 63-Minuten- Album: die angeschrägten Hymnen („Ibi Dreams Of Pavement“, „Fire Eye’d Boy“), die aufund abtauchenden und sich verändernden Songs, die aus verschiedenen Cuts zusammengeschnitten scheinen und schon mal im Studio-Talk landen („Windsurfing Nation“, „Our Faces Split The Coast In Half, „Superconnected“), kleine melancholische Happen, die New Order gerne geschrieben (und elektronisch hingerichtet) hätten („Swimmers“). Und zum Finaleden Zehnminutenhit „It’s All Gonna Break“. Zusammengefügt wird dann wieder live. Nennen wir’s gerade mal Post-Pop. Broken Social Scene haben die Latte für 2005 gelegt. Höher, weiter, unverschämter wird’s kaum gehen. Aber mehr, in neuen Konstellationen und Kooperationen, wird kommen. Afrienäly scene in an unfriendly world. Die Amis laufen schon über.

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