Bruce Springsteen :: Human Touch/ Lucky Town
Für HUMAN TOUCH hat Springsteen gut anderthalb Jahre gebraucht – Herbst 1989 bis Frühjahr 1991. Und als er dann das Werk fast fertig hatte, heißt es, fehlte ihm noch was: Was, wußte er auch nicht so genau. Also hängte er Mitte 1991 nochmals sechs Wochen Arbeit dran, komponierte und lextete — und spielte in dieser Zeit nicht das letzte i-Tüpfelchen, sondern gleich ein zweites Album ein: eben LUCKY TOWN. Mit dem Ergebnis, daß sich die Fans nach langem Warten jetzt eine Doppel-Dosis .Boss“ einwerfen dürfen.
Die Krisen-Dosis HUMAN TOUCH hat einen Hang zum Downer, entstand schließlich auch in Zeiten des persönlichen Umbruchs: Auflösung der E Slreet Band, Auflösung der Ehe mit Juliane Phillips, Auflösung der Heimstatt Ostküste, gekoppelt mit Umzug nach Westen und Kulturschock Kalifornien.
So quält sich Springsteen durch das existentielle Für und Wider, durch .pleosure and pain“ und durch ein paar Stilübungen — alle in relativ kleiner Besetzung zu Gehör gebrocht (E-Street-Keyboarder Roy Bitten masterminded musikalisch mit), mit wunderbor viel Gitarren-Werk vom Fender-Meister und dem unverkennbaren Springsieen-Touch.
Als Hymnen sind zu hören: ,Human Touch“, .Real World‘, .A Mon’s Job*. Lustig ist der Talking-Blues ,57 Channels“ und herzergreifend zum Schluß noch das akustische Wiegenlied ,Pony Boy“. Aber manche von seinen Sorgen und musikalischen Redundanzen hätte der hadernde Hero lieber unter den Studioteppich kehren sollen, statt sie in glitzernde CDs zu gravieren. Sehr schön ist jedoch, wie viel und gut und soulful Gitarre gespielt wird, einzig und allein vom ,mon himself. Jeff Pocaro hingegen trommelt perfekt — langweilig, und Roy Birtan zaubert aus den Keyboards manchmal etwas zuviel der Sound-Gemäuer. Und Clarence fehlt…
Die Dosis LUCKY TOWN dagegen ist eher ein Upper, angefangen mit „Better Doys“, über gleich darauf „Lucky Town“ und „Local Hero“, das nur textlich stellenweise ausgerutschte ,Leap Of Faith“ bis zur direkt ins Mark gehenden Ballade .Book Of Dreams“ und der makellosen Liebeserklärung ,My Beautiful Reward“.
In Minimalstbesetzung (Clarence fehlt immer noch …), meist mit Gary Mallaber (Drums mit Seele) und Roy Bittan eingespielt, ist LUCKY TOWN das ebenso rohe wie reife Werk eines Monnes, der so erwachsen geworden ist, daß er sich leisten kann, frisch, fromm, fröhlich und verheiratet aufzutreten und … abzuliefern.
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