Bruce Springsteen :: The Collection 1973-84

The Gaslight Anthem, Hold Steady und Co. haben genau hingehört: Amerikanische Rockmusik war kaum je großartiger als auf den ersten sieben Alben von Bruce Springsteen.

Menschen, die die letzten dreieinhalb Dekaden auf der dunklen Seite des Mondes verbracht haben? Altfans, deren x-te Vinyl-Kopien schon wieder knistern und knastern? Nachgeborene, die sich dafür interessieren, woher The Gaslight Anthem, Hold Steady und Konsorten ihre Inspirationen beziehen? Ex-Punkrocker, die damals einfach nicht hinhören wollten? Spätberufene, die seinerzeit zu beschäftigt, zu cool, zu wasauchimmer waren? Die Zielgruppe der nun zum wiederholten Mal – diesmal als 8-CD-Box THE COLLECTION 1973-84 – veröffentlichten Longplayer aus der längst klassischen Bruce-Springsteen-Phase mag diffus sein, die Musik ist es auch nach all den Jahren nicht. Vielmehr tönt alles hier so mitreißend, so großartig, so erhaben, zu Herzen gehend, ist von solch cinemascopischer Grandezza, dass der Mann aus New Jersey und seine Gang, die fabulöse E Street Band, nicht wie die größte Rockband aller Zeiten klingen – sondern wie die einzige. Fast erübrigt es sich, diese Meisterwerke ein weiteres Mal durchzudeklinieren, doch gebietet die Rezensentenpflicht allemal einen Schnelldurchlauf: Da sind die atemlosen Wortkaskaden, die mäandernden Melodien, die rotzigen Weisheiten („It’s hard to be a saint in the city“) auf GREETINGS FROM ASBURY PARK N.J. ****; die lässige „West Side Story meets Chuck Berry“-Attitüde von THE WILD, THE INNOCENT & THE E STREET SHUFFLE ****1/2*; der unwiderstehlich romantische Sturm und Drang von BORN TO RUN ******; die in grandiose Songs gegossene Paranoia von DARKNESS ON THE EDGE OF TOWN ******. THE RIVER **** hatte zu viele mediokre Songs, indes immer noch magische Momente im Übermaß, allen voran den Titeltrack, während einem das vom Meister nur mit Gitarre und Stimme aufgenommene NEBRASKA *****1/2* heute noch abwechselnd Tränen des Glücks ins Auge und – ob der eiskalt sezierenden Texte – Schauer des Entsetzens über den Rücken treibt. Schließlich BORN IN THE U.S.A. *****: Ein Quell steter Missverständnisse. Ein Hort unsterblicher Hits. Ein Sound wie Donnerhall. Erst überschätzt. Dann unterschätzt. Jedenfalls: Ein Schlusspunkt. Danach war alles anders.